Einen Tag nach dem überzeugenden Sieg von Nemo mit „The Code“ hat das Schweizer Fernsehen bereits mit den Planungen für den Eurovision Song Contest 2025 begonnen. Basel hat zwar auch schon aufgezeigt, aber die größten Chancen als Gastgeberstadt werden Zürich und Genf eingeräumt. „Es ist eine große künstlerische und touristische Chance, der Welt zu zeigen, was die Schweiz ausmacht“, so ein Sprecher des Medienhauses SRG. Zuletzt hatte der ESC 1989 in der Schweiz stattgefunden, und zwar in Lausanne am Genfersee.
Céline Dion hatte mit der Komposition einer Schweizerin („Ne partez pas sans moi“) das Wettsingen zu den Eidgenossen gebracht. 15 bis 20 Millionen kostet die Austragung des Spektakels; ein Teil des Betrags wird von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) finanziert. Die Schweizer werden diese Herausforderung schon stemmen.
Nemo bekam von den Fachjurys 22 Mal die Höchstwertung Twelve Points; die nicht binäre Künstlerpersönlichkeit konnte zwar das Televoting nicht gewinnen (da lag Kroatien knapp vor Israel), aber mit insgesamt 591 Punkten war Nemo der Sieg nicht zu nehmen. Im Televoting erreichte Nemo Rang fünf – hinter Frankreich mit nur einem Punkt Abstand. Die einzige der 36 Fachjurys, die keinen einzigen Punkt für „The Code“ übrig hatte, war übrigens Kroatien.
Tolle Quoten im ORF
Der ORF konnte sich über tolle Quoten freuen. Durchschnittlich 1,111 Millionen Zuschauer verfolgten Kaleens Auftritt mit „We Will Rave“, an der Punktevergabe waren im Schnitt immer noch 972.000 Seher interessiert (Marktanteil von 57 Prozent). Den vorletzten Platz nahm die 29-jährige Oberösterreicherin tapfer hin: „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht, muss nichts schönreden. Entscheidend für mich war, dass ich dabei sein durfte“, erklärte die Sängerin und Tänzerin.
Andere Vertreter der Alpenrepublik erlebte man schon niedergeschmettert nach einem schlechten Abschneiden, Marie-Sophie Kreissl alias Kaleen gab sich professionell: „Ich habe auf dieser Bühne alles aufsaugen können. Und das Ergebnis zeigt, dass man nie wissen kann, wohin die Reise geht. Es ist eben ein Spiel, ein Wettbewerb“, sagte sie.
Pizzera meldet Interesse an
Was kann aber 2025 auf der größten Popbühne der Welt als österreichischer Beitrag erwartet werden? Immerhin hat schon das Trio AUT of Orda (Paul Pizzera, Christopher Seiler und Daniel Fellner) Interesse angemeldet. Schon Anfang Juni wird sich die Band mit ORF-Mann Eberhard Forcher treffen, um die Dinge auszuloten. Einen öffentlichen Vorentscheid mit TV-Show wird es wohl auch nächstes Jahr nicht geben.
„Wir haben ein emotionales, kraftvolles Lied, das mir und vielen Menschen so viel bedeutet und mich tief im Inneren berührt.“ Mit dieser Überzeugung war die 20-jährige Eden Golan für Israel angetreten. So viele Menschen wären an ihrer Seite, sie unterstützend und beschützend „durch diese verrückte Reise gegangen. Das erwärmt mein Herz“. Bei den leisen Tönen in ihrer dramatischen Ballade „Hurricane“ schwappte der laute Publikums-Klangteppich in die Wohnzimmer. Es wurde ein fünfter Platz.
Proteste gegen Israel
Vor der Malmö-Arena kam es vor und während der Veranstaltung zu lautstarken Protesten gegen die Teilnahme von Israel. Tausende Protestierende schwenkten Palästina-Flaggen und brüllten ESC‑Besucher am Halleneingang mit Parolen wie „Schämt euch“ an. Dass sich eine militante Splittergruppe von der genehmigten Demonstration absetzte und die Gäste niederagitierte, sorgte für brandgefährliche Situationen. Mit dem Sieg der Schweiz steuert der ESC aber nun einen scheinbar sicheren Hafen an.