Noch ist unklar, was konkret vorgefallen ist, aber das Ganze hat möglicherweise Sprengkraft. Der niederländische ESC-Kandidat Joost Klein fehlte am Nachmittag in der Malmö Arena bei der eigentlich obligatorischen Probe für das Finale des größten Musikbewerbs der Welt. Bei der Flaggenparade, also dem Einzug der Kandidaten, war der Sänger noch präsent, sein eigentlicher Auftritt entfiel jedoch kommentarlos. Vermutet wird ein Zusammenhang mit dem Antreten Israels.
Die Europäische Rundfunkunion EBU ließ bis dato nur ein kurzes Pressestatement verlautbaren, in dem es heißt: „Wir untersuchen derzeit einen Vorfall, der uns zugetragen wurde und den niederländischen Künstler betrifft. Er wird vorerst nicht weiter proben.“ Von weiteren Kommentaren sah man ab. Unklar ist demnach laut schwedischen Medien, ob Joost Klein, der mit seiner Nummer „Europapa“ eigentlich zum erweiterten Favoritenkreis des Bewerbs gehört, selbst die Eurovision-Halle verlassen hat oder ob er von der EBU am Auftritt gehindert wurde.
Bereits bei der gestrigen Pressekonferenz nach dem 2. Halbfinale hatte Klein mehrere Spitzen gegen die israelische Kandidatin Eden Golan gesetzt. Als diese zögerte, die Frage eines Journalisten zu beantworten, ob sie mit ihrem umstrittenen Antreten in Zeiten des Gaza-Krieges nicht eine Gefahr für die anderen Künstler und das Publikum darstelle, rief Joost Klein „Warum nicht?“ in den Raum. Zugleich versteckte er sich - nahe der israelischen Delegation sitzend - demonstrativ immer wieder unter der niederländischen Flagge. Laut dem schwedischen „Aftonbladet“ hatte sich Klein bereits Anfang der Woche geweigert, zusammen mit Eden Golan für ein Foto zu posieren.
Der Antritt Israels ist in Malmö heftig umstritten. In der Halle wurde Eden Golan immer wieder von Teilen des Publikums ausgebuht, und in der ESC-Woche sind zahlreiche Protestveranstaltungen in Malmö gegen die Zulassung Israels zum Bewerb angesetzt. Dazu zählte auch ein Demonstrationszug am Donnerstag mit Tausenden Teilnehmenden, darunter „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg. Ein weiterer soll am Finaltag folgen.