Dieses ehemalige Wunderkind am Akkordeon hatte schon viele Jobs: Er moderierte Volksfeste, führt durch die größten Schlager-Shows im deutschen Fernsehen, sang auch selbst (als Teil des Trios „Klubbb3“ und im Duett mit Thomas Anders), löste beim Castingformat „Deutschland sucht den Superstar“ kurzzeitig Dieter Bohlen als Juror ab und zog sich 2019 die Kapitänsuniform an. Und er war zehn Jahre der Mann an der Seite von Schlagerkönigin Helene Fischer.
Als er beim „Traumschiff“ anheuerte, wehte ihn ein scharfer Wind entgegen. Heide Keller (1939-2021), die 35 Jahre lang die gutherzige Chefhostess Beatrice verkörperte, nannte Silbereisen bei seiner Kür zum Kapitän „eine totale Fehlbesetzung“, auch wenn sie später einen versöhnlichen Ton anschlug. „Von der Hoffnung, Silbereisen könnte als Kapitän Parger irgendwann wenigstens einen Satz sprechen, der nicht klingt wie die Ankündigung des nächstes Schlager-Showacts, hat man sich ja schon vor einer Weile verabschiedet“, konstatierte etwa ein TV-Kritiker bei einer Besprechung von „Das Traumschiff“.
Silbereisen folgte Sascha Hehn nach; der Trend, dass die Rollen nicht mit gelernten Schauspielern, sondern mit bekannten Gesichtern aus Shows und Social Media besetzt werden, war da schon längst im Gange. So war etwa auch die „Bauer sucht Frau“-Kupplerin von RTL, Inka Bause, einige Folgen als Fitnesstrainerin dabei. Silbereisens Engagement ist der Versuch, auch eine jüngere Generation anzulocken. Für die junge Zielgruppe war auch schon Joko Winterscheidt als Bruder des Kapitäns engagiert.
Rückblick: Mit zehn Jahren, blondem Ponyschnitt und Zahnlücke trat Silbereisen, geboren in der niederbayerischen Gemeinde Tiefenbach, zum ersten Mal im Fernsehen auf. Und zwar bei Karl Moik. Als Teenager hat er auf Dorffesten, Hochzeiten und Geburtstagen gespielt und sei damit glücklich gewesen. „Das Akkordeon ist seine erste große Liebe“, heißt es in seiner offiziellen Biografie. Bei Moik im „Musikantenstadl“ präsentierte er seine Debütsingle „Florian mit der Steirischen Harmonika“, seine Alben trugen Titel wie „Ich möcht mei Lebtag a Lausbua bleib’n“.
„Dass ich irgendwann auf den ganz großen Bühnen stehen darf, war vielleicht ein Traum, aber nicht mein Plan“, sagt er. Und hadert nicht: „Um mein Image habe ich mir noch nie Sorgen gemacht. Ich mache das, was ich mache, aus voller Überzeugung und hoffe, dass es früher oder später auch andere überzeugt.“
Seine Samstagabend-Shows bringen der ARD trotz der immer gleichen Besetzung (angefangen von DJ Ötzi, gefolgt von Beatrice Egli) eine gute Quote (fünf bis sechs Millionen Zuschauer). Die Besetzung läuft über Silbereisens Manager Michael Jürgens, der als mächtigster Mann im Schlagerbusiness gilt und schon ein Fall für TV-Satiriker Jan Böhmermann in seinem „ZDF Magazin Royale“ war.
„Heute wird der Schlager bei uns so gefeiert, wie er nie zuvor im Fernsehen gefeiert wurde, in den ganz großen Hallen und im Stadion! Und alle singen gemeinsam“, sagt Florian Silbereisen stolz. Am 8. Juni meldet er sich live aus Kitzbühel („Schlagerboom Open Air“). Da darf dann Andreas Gabalier nicht fehlen.