Dass der ORF keine neuen Sendungen mit Harry Prünster produziert, ist keine Entscheidung von gestern, sondern schon von 2023. Da wurde vereinbart, dass noch eine Staffel von „Harry schönste Zeit“ ausgestrahlt wird, und die TV-Reihe, in der unterschiedliche Regionen Österreichs erkundet wurden, damit ausläuft. Zwischen 8. Jänner und 19. Februar 2023 kamen noch sechs neue Folgen als Erstausstrahlung (u. a. Harry auf Besuch in Bad Kleinkirchheim und auf Besuch in Lech) auf den Bildschirm. Seither gebe es laut ORF keine weiteren Verträge oder Beauftragungen; dass allerdings ab und zu noch eine Wiederholung im Programm auftaucht, sei durchaus im Bereich des Möglichen (wie zuletzt im Februar).

Der 67-jährige Tiroler rückte jetzt wieder in den Mittelpunkt, da er mit Ex-ÖVP-Digitalisierungstaatssekretär Florian Tursky, der mit „Das Neue Innsbruck“ nach dem Innsbrucker Bürgermeisterjob greifen will, im Wahlkampf auftritt. Was Fragen zur Unabhängigkeit des ORF aufgeworfen hat. Wir erinnern uns: Vera Russwurm, 2023 noch Gastgeberin ihres eigenen Talkformats im ORF, moderierte im Jänner vorigen Jahres den Wahlkampfauftakt der ÖVP Niederösterreich.

Diese Nebenbeschäftigung hatte damals der ORF als „nicht genehmigungspflichtig“ tituliert, da Russwurm ein geringes Beschäftigungsverhältnis aufgewiesen habe und freie Mitarbeiterin im Unterhaltungsbereich gewesen sei, die keine Programm gestaltende Tätigkeit innehatte. Auch Prünster war freilich kein ORF-Angestellter. Prünster hatte im ORF auch die Sendung „Harrys liabste Hütt‘n“ und war 2007 Kandidat bei „Dancing Stars“ (Platz sechs).

Szene aus „Harrys liabste Hütt‘n“ mit Harry Prünster
Szene aus „Harrys liabste Hütt‘n“ mit Harry Prünster © Badzic/ORF

Der neue Ethikkodex, den ORF-Chef Roland Weißmann von einer internationalen Kommission ausarbeiten ließ, soll voraussichtlich im April per Dienstanweisung in Kraft treten und etwaige Unvereinbarkeiten mit ORF-Jobs vorbeugen. Der Verhaltenskodex umfasst Social Media, Nebenbeschäftigungen, politische Aktivitäten, Anti-Korruption und Interessenskonflikte. Und soll laut Weißmann „Akzeptanz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit des ORF noch weiter stärken“.