„Ich sehe mich nicht als Schlagersänger, auch wenn ich viel Schlager gemacht habe, ein paar Jahre davon mit Ralph Siegel“, erzählt Peter Kraus im Geburtstagsgespräch – etwa „Es kommt nicht auf das Alter an“. Doch: „Das Wichtigste für mich waren immer die Bühne und die Show. Die Schlager-Zeit war auch durchaus lustig, ein schönes Lied war etwa ,Mit leeren Händen‘“. Seine damalige Plattenfirma war dennoch unzufrieden, weil Kraus nicht vorrangig viele Platten verkaufen, sondern Entertainer mit einem breiten Spektrum sein wollte. Im Fernsehen war er als musizierender und tanzender Showmaster ein Dauerbrenner, so liefen „Herzlichst: Peter Kraus“ (1960 bis 1963), „Bäng Bäng“ (1970 bis 1973), „8x1 in Noten“ (1973 bis 1979) und acht Jahre ab 1974 „Hallo Peter!“
Diese Formate inklusive Tanz und Parodien entsprachen nicht der Schublade eines Schlagerstars. „Als Schlagersänger sollst du für die Plattenfirma einem bestimmten Bild entsprechen. Kommt der Erfolg, wirst du ja meistens gezwungen, dasselbe Lied erneut und erneut zu singen. Mit leichter Abwandlung“, konstatiert er. Und sagt auch mit Stolz: „Ich habe nur das gemacht, was ich gerne tue.“
Verfolgt er neue Pop-Phänomene wie Taylor Swift? „Ich interessiere mich schon für aktuelle Hits, und sie ist schon etwas Grandioses, aber das ist kein überragendes Interesse“, schmunzelnd Kraus, „aber es bleibt doch jeder bei seinem Lieblingsmusikgeschmack irgendwann stehen. Und so bleibe ich gerne beim Swing, beim Rock ‘n‘ Roll und beim Blues. Ich mag Musik ohne Trickkästchen.“
Wobei er sich nicht als Nostalgiker versteht. „Meine Machart ist aber old-fashioned. Ich liebe es, die Evergreens zu pflegen. Bei meinen Konzerten wird Musik gespielt und etwas erzählt, bei mir fliegen keine Luftballons und regnet es nicht Konfetti. Mir macht es Spaß, wenn die Leute an meinen Lippen hängen – ob ich nun singe oder spreche“, gesteht er, „und das macht eben meine Art von Entertainment aus. Etwas anderes würde ich gar nicht wollen, auch wenn ich könnte.“
Zu den Verkaufserfolgen seiner Anfangszeit gehören „Wenn Teenager träumen“, „Schwarze Rose, Rosemarie“ und die deutsche Version von „Tutti Frutti“. Kraus wurde mitunter als „deutscher Elvis“ gefeiert und avancierte in mehr als 30 Produktionen wie „Conny und Peter machen Musik“ zum Star des deutschen Films. Eigentlich hatte er als Sohn eines Regisseurs und Kabarettisten auch von einer Karriere als Regisseur geträumt. Zu seinem damaligen Image sagt der Rock ‘n‘ Roller mit einem Schmunzeln im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Ich war immer extrem höflich, immer pünktlich, immer blendend angezogen, also eigentlich ein Schnösel, der nicht dem Klischee entsprach“, lacht er. Es sei eine „Balance gewesen, für die Jungen ein Rebell zu sein, den sie mögen, und trotzdem den Eltern zu gefallen, die das Taschengeld für die Platten hergeben“.
Für seine Fans schnürt Peter Kraus nun ein Bonuspaket: Die erweiterte Geburtstagsedition seines aktuellen Erfolgsalbums „Idole“ erscheint mit drei zusätzlichen Titeln, inklusive des brandneuen Lieds „Lass den alten Mann nicht rein“ (damit ist der Tod gemeint) und zwei Originalaufnahmen aus den Anfangsjahren („Sugar Baby“ und „Sweety“). Für den Herbst sind zudem in Deutschland fast ein Dutzend Konzerte angesetzt, eines wird er am 9. November in der Wiener Stadthalle geben. Wer ihn 2023 auf seiner offiziellen Abschiedstournee gesehen hat, weiß: Er wirkt fit wie ein Turnschuh, lässt noch immer das Becken kreisen und überzeugt mit seiner Stimmkraft.