Es war ein überraschender Coup, den Puls 4 Ende 2022 landen konnte: Der Privatsender, der zur österreichischen ProSieben-Sendergruppe zählt, sicherte sich ab 2024 die Rechte für drei Jahre an Highlights der UEFA Champions League (dienstags) und einem Livespiel pro Runde aus der UEFA Europa League oder UEFA Europa Conference League (donnerstags). ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker sprach damals von einer „taktischen Meisterleistung“ seines Teams. Dass sich nicht der finanzstärkere und auf Sportberichterstattung spezialisierte Konkurrent ServusTV die TV-Rechte sichern konnte, überraschte damals dem Vernehmen auch das Puls-Team.
Ein halbes Jahr bevor die Rechte schlagend werden, kommt trotzdem alles anders. Wie die beiden Sender am Mittwoch bekannt gaben, tritt Puls 4 die bis 2027 geltenden Übertragungsrechte an ServusTV ab. Das Salzburger Medienhaus stellt damit weiterhin den in Bezug auf die Rechte attraktivsten Europacup-Sender im Land. Sehr zur Freude von Servus-Sportrechte-Chef David Morgenbesser: „Wir freuen uns sehr, dass wir weiterhin die rot-weiß-roten Klubs bei ihren Spielen auf der europäischen Bühne begleiten können und unser Fußball-Angebot mit den hochwertigen UEFA-Klubbewerben erweitern.“
Zwei Gründe für den Verkauf
Zufrieden mit dem Deal ist auch die Verkäuferseite, die Weitergabe der Rechte macht dringend benötigte Ressourcen frei: „Die aktuellen Herausforderungen am österreichischen Medienmarkt machen derartige Manöver erforderlich, um auch in Zukunft budgetäre Spielräume für neuen, attraktiven Content zu schaffen“, erklärt Breitenecker, dessen Sender zuletzt den Gürtel deutlich enger schnallen musste. Nicht nur finanziell hat sich für Puls 4 seit 2022 die Perspektive geändert, für den Verkauf der Sportrechte gibt es auch handfeste technologische Gründe.
Seit der Gründung des Streamingdienstes Joyn im Vorjahr, setzt die Puls4Sat.1ProSieben-Gruppe konsequent auf das neue nonlineare Steckenpferd, das mehr als 90 Sender umfasst – unter anderem auch ServusTV und die ORF-Sender. Joyn funktioniert als kostenfreie Metaplattform, was bedeutet: Die an ServusTV verkauften Spiele sind ebenso auf Joyn zu sehen – und damit auf einer Plattform der Puls-Gruppe. Darauf verweist auch Morgenbesser: „Außerdem werden die UEFA-Bewerbe unter anderem bei unserer Partnerplattform Joyn in gewohnt hoher ServusTV-Qualität zu sehen sein.“
Fußball-EM bei Servus, ORF – und Joyn
Das betrifft auch die Europameisterschaft im Sommer in Deutschland: Alle 51 Spiele sind in Österreich frei empfangbar. Rechtehalter ist ServusTV, der allerdings einen Teil der Spiele an den ORF sublizenziert. Die ÖFB-EM-Spiele sollen bei Servus zu sehen sein – und natürlich auf Joyn.