Nach dem Streaming-Start zu Jahresbeginn auf ORF On bzw. in der TVthek soll die neue Serie „Biester“ ab heute auch im linearen TV das Publikum zum ORF locken. Mehr als 100.000 Abrufe pro Folge sollen es dem Vernehmen nach auf der Digital-Plattform gewesen sein. Zum Vergleich: Bei den „Vorstadtweibern“ waren es im Schnitt 40.000 Abrufe, bei „Tage, die es nie gab“ rund 55.000 pro Folge. Beide Serien wurden freilich zuerst groß im linearen Hauptabendprogramm ausgespielt, mit „Biester“ startete der Versuch, sich erst einmal beim jungen Publikum mit Streaming-Mundpropaganda zu etablieren.
Auf die „Weiber“ folgen nun also die „Biester“, die auch aus der Feder von Uli Brée stammen, der diesmal eine jüngere Generation von Frauen in den Mittelpunkt stellen und zwei konträre gesellschaftliche Welten aufeinanderprallen lassen wollte: Die Freundinnen Jenny und Vero leben im Gemeindebau in Floridsdorf, jobben im Nagelstudio, wobei Amos sich auch um einen mysteriösen älteren Herrn kümmert. Die ungleichen Schwestern Tiziana und Penelope sind das Arbeiten nicht gewohnt und sind für ihre Partys in der protzigen Villa mit Blick über Wien bekannt. „Eine Scheiß-Kindheit kann auch nach Kaviar schmecken“, sagt Penelope und löst mit einem Unfall eine Kettenreaktion aus. Die Schicksale der vier jungen Damen und ihrer Familien verketten sich.
Dass das Wort „Biester“ auch eine abwertende Bedeutung haben kann, stört die Nachwuchstalente nicht. „Wir nehmen den Begriff und machen ihn zu unserem“, erklärt Mara Romei (21), Tochter von Publikumsliebling Juergen Maurer. Soll heißen: „Bei uns steht der Begriff für Frauen, die stark und unabhängig sind und sich nichts gefallen lassen.“ Wobei „Biester“ auch an „Besties“ für beste Freundinnen erinnern soll. „Die Serie zeigt auch, dass man dem ersten Eindruck bei einem Menschen nicht trauen darf“, fügt Fanni Schneider (27) hinzu.
Autor Uli Brée drückt es so aus: „Der Titel soll ganz und gar nicht abwertend gemeint sein, sondern Emanzipation und ein Lebensgefühl junger Frauen ausdrücken, die sich nicht unterkriegen lassen. Ich kann auch ein Biest sein, weil ich mir was nicht gefallen lasse. Weil ich noch stehe, wo andere dachten, dass ich liegen bleibe.“
Zu den besten Momenten gehören die Szenen mit Ursula Strauss, Mutter der verwöhnten Schwestern. „Dorit Sund ist eine sehr spannende Frau: Sie verbirgt ihre Einsamkeit sehr gut hinter ihrer Schlagfertigkeit, ihrer Intelligenz und ihrem starken Willen erfolgreich zu sein. Nach außen hin wirkt sie sehr hart, hat aber einen zerbrechlichen Kern, der sich aus ihrer stetigen Angst nährt, von der Karriereleiter zu fallen“, erzählt Strauss. Die Biografie ihrer Figur kann man anfangs nur erahnen: „Die von Erfolg verwöhnte Galeristin stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, die sie um jeden Preis hinter sich lassen will. So benutzt sie alle äußeren Parameter nicht nur, um zu zeigen wie sehr sie am Puls der Zeit ist, sondern vor allem dafür, dass sie nichts mehr an ihre Herkunft erinnern kann“, erläutert die 49-Jährige. Zum Serientitel sagt sie: „Schlussendlich ist Biestigsein auch nur eine Form das Leben zu überleben!“
Hatte sie gegenüber den jungen Darstellerinnen eigentlich Muttergefühle? „Selbstverständlich sind sie in unserer Geschichte meine Töchter und es ist Teil meiner Rolle. Und so distanziert Dorit auch scheinen mag, liegt ihr das Glück ihrer Töchter natürlich am Herzen. Gerade auch deswegen versucht sie ihnen Antrieb und ein gewisses Maß an Härte dem Leben gegenüber zu vermitteln. Von nichts kommt halt auch nichts, das weiß Dorit Sund am besten. Sie hadert mit der Tatsache, ihre Töchter zu sehr verwöhnt, und ihnen den Luxus, in dem sie leben dürfen, nicht besser vermittelt zu haben“, erklärt Strauss.
Ihre Szenen mit der arbeitslosen Mutter aus dem Gemeindebau (Claudia Kottal) sind jedenfalls Golden-Globe-reifes Kammerspiel. Fortsetzung folgt!
„Biester“, ab 19. Februar montags ab 20.15 Uhr in ORF 1.