Dreimal konnte sich die Ukraine schon den Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) holen, der nationale Vorentscheid ging auch heuer aus Sicherheitsgründen in einem Schutzraum in Kiew über die Bühne, wo sich das Duo Alyona Alyona & Jerry Heil nach einer Fachjury-Wertung und einer Publikumsabstimmung per App gegen 19 Konkurrenten durchsetzen konnte. Prompt schoss die musikalische Mischung aus Elektrofolk und Rap an die Spitze der internationalen Wettbüros. Im Song „Teresa & Maria“ wird weibliches Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten am Beispiel von Mutter Teresa und der Jungfrau Maria beschworen. Alyona Alyona ist dem heimischen Publikum übrigens bestens bekannt – sie gehörte etwa 2022 zu den Stars des Grazer „Elevate“-Festivals.
Auch in Israel wurde trotz des Krieges eine Vorauswahl zum ESC veranstaltet, nämlich über mehrere Wochen mittels der TV-Castingshow „Hakochav Haba“ („Der nächste Star“), wo sich die junge Sängerin Eden Golan durchsetzen konnte. Nun wird für die 20-Jährige ein passendes Lied gesucht, dem Vernehmen nach wünscht man sich heuer eine Ballade auf Hebräisch, die auch die Situation in Israel thematisiert. Bis Mitte März muss der Titel der EBU (European Broadcasting Union als Dachverband der europäischen Rundfunkstationen) als Veranstalter gemeldet werden. Bei den Buchmachern wird Israel derzeit auf Platz fünf geführt, obwohl – wie gesagt – das Lied noch gar nicht feststeht. Ähnlich ist die Situation für Island, das Rang vier in den Wettbüros belegt. Wohl auch, weil der palästinensische Musiker Bashar Murad mit der lässigen Country-Nummer „Wild West“ unter den Kandidaten des isländischen Vorentscheids ist (Finale am 2. März).
Auf Platz zwei liegt Italien mit der Newcomerin Angelina Mango, die letzte Woche das Sanremo-Festival mit dem frischen Cumbia-Popsong „La noia“ („Die Langeweile“) für sich entscheiden konnte. Auf Platz drei bei den Buchmachern: der britische Vertreter Olly Alexander. Unser Nachbarland Deutschland wählt heute Abend seine Hoffnung für Malmö: Barbara Schöneberger führt ab 22.05 Uhr durch die Show mit neun Kandidaten, darunter Marie Reim (Tochter von Schlagerstar Michelle, die 2001 Platz acht erreichte) und Wiederholungstäter Max Mutzke; er war 2004 von Stefan Raab entdeckt worden und belegte Platz acht.
„Durch die Musik vereint“ („United by Music“) lautet der Slogan des Song Contests, doch vor allem in skandinavischen Ländern werden seit Wochen Forderungen laut, das größte Wettsingen der Welt zu boykottieren, falls Israel nicht ausgeschlossen wird. So haben mehr als 1000 Künstler des Gastgeberlandes Schweden diesen Schritt gefordert. Der nicht eintreten wird: Die EBU weist auf den „unpolitischen“ Charakter des ESC hin. „Es handelt sich um einen Wettbewerb für Rundfunkanstalten – nicht für Regierungen“, betonen die Organisatoren.
Österreichs Beitrag „We Will Rave“ der 29-jährigen Sängerin Kaleen wird am 1. März seine Video- und Radiopremiere im ORF erleben. Der Partysong mit 1990er-Jahre-Appeal wurde von schwedischen Produzenten geschrieben, darunter Jimmy „Joker“ Thörnfeld, der an Loreens Siegertitel „Tattoo“ beteiligt war. Kaleen wird derzeit auf Platz 19 gehandelt (bei 37 teilnehmenden Ländern).
Gibt es aber einen Trend in diesem Jahr? Beworben haben sich zumindest viele verrückte Blödel-Nummern, in Finnland gewann das schräge, falsch singende Duo „Windows95Man“, das wie Dieter Bohlen klingt. Will wohl im Fahrwasser von „Cha Cha Cha“ (Platz zwei im Vorjahr) schwimmen. Und in Kroatien gilt der Künstler Baby Lasagna mit „Rim Tim Tagi Dim“ als Favorit. Hört sich so an, wie er heißt.