Das Kommissionsteam für eine Untersuchung der Vorwürfe gegen die Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ und frühere „Standard“-Chefredakteurin, Alexandra Föderl-Schmid, zu ihrem Umgang mit Quellen in journalistischen Texten steht fest. Die „SZ“-Chefredaktion teilte mit, dass Ex-„Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann, die Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, und der Eichstätter Journalistikprofessor Klaus Meier die Vorwürfe überprüfen.
Das Team prüft nun, ob Föderl-Schmid beim Verfassen von Texten unsauber mit Quellen umgegangen ist und dadurch journalistische Standards verletzt hat. Klusmann war mehrere Jahre bis Mai 2023 Chefredakteur beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. In seine Zeit fiel auch die Aufarbeitung des Skandals im eigenen Haus um gefälschte Texte des preisgekrönten „Spiegel“-Journalisten Claas Relotius. Aus der Medienbranche bekam Klusmann Respekt für seinen Umgang mit der Aufarbeitung.
Der nächste Auftrag
Vor Kurzem hatte Klusmann dann für den ARD-Sender Norddeutscher Rundfunk (NDR) den Fall rund um den umstrittenen preisgekrönten Journalisten, Putin-Biografen und Dokumentarfilmer Hubert Seipel untersucht, der Zahlungen aus Russland erhielt. Dies ist nun der nächste öffentlich gewordene Auftrag für Klusmann in der Medienbranche.
Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Montag bekannt gemacht, dass sich Föderl-Schmid wegen Vorwürfen vorübergehend aus dem Tagesgeschäft zurückziehe und dass eine externe Kommission mit der Prüfung beauftragt worden sei. Die Vorwürfe zu ihrem Umgang mit Quellen in ihren Artikeln waren im Dezember aufgekommen, der Branchendienst „Medieninsider“ hatte darüber berichtet. Die Chefredaktion hatte eingeräumt, dass es von Föderl-Schmid einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.
Die überregionale Tageszeitung machte am Montag zudem bekannt, dass Föderl-Schmid die Uni Salzburg gebeten habe, ihre 1996 eingereichte Doktorarbeit zu überprüfen. Hintergrund sind Vorwürfe, die durch eine Plagiatsprüfung des österreichischen Kommunikationswissenschaftlers Stefan Weber aufgekommen sind. Das Portal „Nius“, dessen prominentester Journalist der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ist, ist Auftraggeber Webers.
Föderl-Schmid ist eine der prominentesten Journalistinnen Österreichs. Die 53-jährige gebürtige Oberösterreicherin arbeitete 27 Jahre lang für „Der Standard“, wobei sie 2007 als erste Frau zur Chefredakteurin einer österreichischen Tageszeitung aufstieg. 2017 verließ sie die Qualitätszeitung, um zunächst als Israel-Korrespondentin für die „SZ“ und seit 2020 als stv. Chefredakteurin der deutschen Zeitung zu arbeiten.