Die Digitalisierungsoffensive des ORF, die durch die Gesetzesnovelle ab 1. Jänner möglich ist, werden Konsumentinnen und Konsumenten künftig vor allem daran merken, dass sie Sendungen, die sie versäumt haben, länger als sieben Tage in der Mediathek des ORF findet. Die bewährte TVthek verschwindet noch nicht mit Jahresbeginn, sondern bleibt bis April im Einsatz, da die neue Streamingplattform ORF ON in einer Testversion in Netz geht (noch ohne App, nur über die Website) und schrittweise erweitert bzw. ausgerollt wird. Nachrichten (also ZiB etc.) und Premium-Sport (etwa Kitzbühel) dürfen 30 Tage abrufbar sein, fiktionale Inhalte (also Spielfilme und Serien als Eigen- oder Koproduktionen des ORF) und Unterhaltungsshows (Die große Chance, Comedy, Kabarett etc.) sechs Monate. Kein Ablaufdatum gibt es für Dokumentationen (ob zeithistorisch oder Natur) und das Kinderprogramm.
Die neuen „Biester“ gibt‘s am Stück
Um mit einer Premiere zu starten, stellt der ORF die neue Serie der „Vorstadtweiber“-Macher ab 1. Jänner online. Nämlich gleich alle zehn Folgen von „Biester“ über vier junge Frauen aus verschiedenen Schichten am Stück. Damit das rechtlich konform geht (Stichwort: Einschränkungen für Online Only), muss der ORF diese zehn Folgen innerhalb von 24 Stunden ab der Streaming-Möglichkeit auch linear ausstrahlen. Und wird „Biester“ im Nachtprogramm verstecken, denn der befeuerte Hauptabendstart wird erst am 19. Februar (jeweils montags) erfolgen. Eine erste Sichtung lässt einen Publikumserfolg erwarten, außerdem kann man mit Anja Pichler, Sanni Schneider, Mara Romei und Theresa Riess vier Nachwuchstalente in den Hauptrollen entdecken.
Mit Jänner werden auch drei neue Formate aus der Taufe gehoben: Immer freitags (statt „Vera“) wird sich ab 12. Jänner um 21.20 Uhr das Korrespondentennetzwerk des ORF im wöchentlichen Magazin „WeltWeit“ bündeln. Konzept: Internationale Entwicklungen und Themen, die Österreich betreffen, sollen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Die Konkurrenz ab 26. Jänner freitags um 21.15 auf ORF 1 lautet „Maschek“, ist durch ORF On aber eben dann ein halbes Jahr verfügbar. „Die besten ,Drüberredner‘ des Landes bekommen endlich ihr eigenes Format. Wir freuen uns auf die pointierten und lustigen Kommentare von Peter Hörmanseder und Robert Stachel – und das jeden letzten Freitag im Monat“, erklärt Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz. Die Show „Willkommen Österreich“, in der Maschek landesweit populär wurden, soll übrigens schon kurz vor der linearen Ausstrahlung künftig online verfügbar sein (geplant: ab 20 Uhr des Ausstrahlungstages).
Für den Hauptabend und als Quiz-Angebot für die Streaming-Plattform wird „Clever – die Rätselshow“ mit Gregor Seberg als Quizmaster produziert, wofür laut ORF aber „klassisches Wissen nicht gefragt“ sei. Auch ausgewähltes älteres ORF-Programm wird mit 1. Jänner zugänglich gemacht. Abrufbar sein werden etwa Serien wie „Soko Kitzbühel“, „Kottan ermittelt“ oder „Walking on Sunshine“ sowie Filme aus der „Landkrimi“-Reihe und Austro-„Tatorte“.
Mit „Universum“ wird gegeizt
Bei der beliebten „Universum“-Reihe zeigt man sich geizig: Mit dem Start von ORF ON sollen vorerst nur zehn Dokus zur Verfügung stehen. Über die kuratierte Auswahl der einzelnen Genres lässt sich vom ORF-Boss derzeit noch wenig in Erfahrung bringen. Ob es künftig für ORF ON einen eigenen Channel-Manager gibt, ließ Generaldirektor Roland Weißmann beim Pressetermin ebenfalls offen, das sei „eine Strukturfrage nach der Startphase“. Die Arbeit teilen sich derzeit Onlinechef Stefan Pollach (verantwortete etwa den Online- und Social Media-Auftritt des ORF beim Song Contest in Wien) und TVThek-Chefin Eva Reiter-Kluger.
Zweites fiktionales Hochglanzprodukt für Anfang 2024 ist die achtteilige Serie „School of Champions“, die man ab 22. Jänner streamen kann. Auch hier werden einige neue, unverbrauchte Gesichter eingesetzt. Schauplatz ist ein Ski-Internat für künftige Hochleistungssportler, Drama und Action sollen für Spannung sorgen. Kaufware wie US-Serien oder Hollywood-Blockbuster oder auch europäische Kinofilme ohne ORF-Beteiligung werden wie in der TVthek nicht abrufbar gemacht.