Im belgischen Trickfilmstudio CBA lernte Maurice de Bévère sein Handwerk. Dort werkten auch der spätere Spirou und Fantasio-Zeichner André Franquin oder Eddy Paape. Bévère, der sich bald Morris nannte, wurde wenige Jahre später durch die Erfindung eines einsamen Cowboys berühmt: Lucky Luke. Am 1. Dezember würde der belgische Comic-Autor seinen 100. Geburtstag feiern.
Morris, am 1. Dezember 1923 im belgischen Courtrai geboren, gilt neben Franquin (Marsupilami), Albert Uderzo und René Goscinny (Asterix) oder Hergé (Tim und Struppi) als einer der bedeutendsten franko-belgischen Comic-Autoren des 20. Jahrhunderts. Als Lucky Luke in der Geschichte „Arizona 1880“ im Jahr 1946 das Laufen lernte, hatte er noch vier Finger (wie bei Trickfilmfiguren üblich) und sah anders aus als man ihn heute kennt. Erst als Morris (gemeinsam mit Asterix-Autor René Goscinny) aus Lucky Luke eine Western-Parodie machte, stellte sich der große Erfolg ein. Über 300 Millionen Mal wurde der Comic bisher verkauft, im deutschen Sprachraum, wo die Abenteuer bei Egmont Ehapa erscheinen, liegt die Gesamtauflage bei 30 Millionen. Recherchiert hat Morris auch in den USA, wo er gemeinsam mit Franquin mehrere Jahre verbrachte.
Schneller als sein Schatten
Die erste deutsche Übersetzung von Lucky Luke erschien erst 1958. Lucky, 37 Jahre lang Raucher und seit 40 Jahren entwöhnt, wurde von Morris als schlaksiger Held gezeichnet, der den Colt schneller als sein Schatten zieht. Der einsame Cowboy, der zwar immer wieder romantische Episoden erlebte, ritt am Ende des Abenteuers meist alleine dem Sonnenuntergang entgegen. Die Jahre mit René Goscinny als Szenarist brachten zwischen 1955 und 1977 viele großartige Alben wie „Familienkrieg in Painful Gulch“ oder „Calamity Jane“ heraus. Noch vor seinem Tod im Jahr 2001 verfügte Morris, dass Hervé Darmenton alias Achdé sein Erbe antreten soll. Vor allem die letzten Alben, die Achdé gemeinsam mit Jul verantwortete, erlebten wieder Höhenflüge wie zu Zeiten von Morris und Goscinny. Den beiden neuen Comic-Künstlern ist es zu verdanken, dass Lucky Luke auch im 21. Jahrhundert eine fixe und relevante Größe im Comic-Geschäft bleibt.
Was Morris Erfindung auszeichnete, war nicht nur die liebevolle Hauptfigur, sondern auch die vielen wichtigen „Nebenfiguren“: Rantanplan, der nicht gerade schlauste Hund der Prärie, das sprechende Pferd Jolly Jumper oder die Verbrecherbande Daltons, übrigens dem echten Vorbild der Dalton-Brüder nachempfunden. Im Egmont Ehapa-Verlag, wo die Abenteuer auf Deutsch erscheinen, erscheint als Nächstes die Lucky Luke-Gesamtausgabe am 7. Mai.