„Ich wollte schon immer einen Bond-Bösewicht spielen“, verrät Brian Cox im Gespräch mit der Kleinen Zeitung gleich zu Beginn und nennt im selben Atemzug grinsend seine liebsten Widersacher der Reihe. Im Fahrwasser der Schurkerei, da fühlt sich der 77-Jährige auf alle Fälle gut aufgehoben. Mit dem Psychothriller „Manhunter“ (1986) bescherte der gebürtige Schotte einst dem menschenfressenden Kultpsychiater Hannibal Lecter seinen ersten Filmauftritt. Bei jüngeren Generationen hat sich der Mime unlängst mit seiner teuflisch überzeugenden Darbietung des Patriarchen Logan Roy aus dem preisgekrönten HBO-Familiendrama „Succession“ in den Serienhimmel katapultiert.
Aus seinem Enthusiasmus für den Geheimagenten mit der Nummer 007 macht er jedenfalls keinen Hehl: „Ich bin mit der Generation Sean Connery und Roger Moore aufgewachsen.“ Spät, aber doch, wurde dem Industriehaudegen der langersehnte Wunsch, auch diesem sagenumwobenen Franchise als Gegenspieler beizutreten, endlich erfüllt. Wenn auch auf ungewöhnlichem Wege. In der neuen Amazon-Spieleshow „007: Road to a Million“ kämpfen mehrere Teams in Bond-ähnlichen Szenarien um das ganz große Geld. Quer über den Globus verteilt.
Während schwindelerregende Höhen erklommen oder düstere U-Bahnhöfe durchforstet werden müssen, darf sich einer aber ins Fäustchen lachen. Erfüllt von schelmischer Schadenfreude, kommuniziert Cox über einen kleinen Bildschirm mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Mal winkt ein vager Tipp, mal ein boshafter Kommentar – und am Ende jeder Aufgabe eine Quizfrage, für die man bei richtiger Beantwortung reich belohnt wird. Eine „überwachende, ja kontrollierende Position“, die dem Ausnahmedarsteller trotzdem „eine Menge Spaß“ bereitet hat. „Wir hatten eine großartige, zuvorkommende Crew, die mir den Job sehr leicht gestaltet hat“, schildert er im Interview.
Neben der 007-Assoziation macht sich das Amazon-Original den gegenwärtigen Gameshow-Hype zunutze. Warum die Trendwelle für Formate dieser oder ähnlicher Art anhält, ist für Cox einfach erklärt: „Das Publikum kann sich selbst ins Geschehen hineinprojizieren. Es ist eine Illusion, aber eine, die in der Realität verankert ist.“ Für den Film- und Fernsehveteranen war es übrigens der erste Ausflug ins Reality-TV. Momentan will er sich vor allem wieder auf seine Bühnenwurzeln zurückbesinnen: „Der gewichtige Teil meiner Arbeit hat sich stets im Theater abgespielt. Derzeit bin ich an zwei Stücken beteiligt. Es ist ein guter Weg, um das Einstudieren von Texten nicht zu verlernen.“
Dem Bühnenspiel verschrieben hat sich ebenso Ehefrau Nicole Ansari-Cox. Ausgerechnet ein Abstecher nach Österreich soll das Liebesleben der beiden ins Rollen gebracht haben. „Als wir uns kennenlernten, war sie im Ensemble des Wiener Volkstheaters“, erklärt der Schauspieler das schicksalsträchtige Treffen. Dank der Arbeit seiner Frau fühlt er sich engverbunden mit der österreichischen Kultur: „Nicole ist ursprünglich zwar aus Deutschland, ist seit einiger Zeit aber immer wieder in Österreich tätig. Unter anderem hat sie mit Paulus Manker zusammengearbeitet.“ Wer weiß, vielleicht wird diese „starke Verbindung zu Wien“ früher oder später noch Brian Cox selbst auf die heimischen Bühnen führen. Gewachsen wäre der virtuose Brite auch dieser Herausforderung allemal – ob als Schurke oder nicht.
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Christian Pogatetz