Mit einer Startauflage von weltweit 5 Millionen Exemplaren sind die Abenteuer von Asterix und Obelix nach wie vor ein Kassenschlager, allein im deutschen Sprachraum werden vom Egmont Ehapa Verlag 1,7 Millionen Hefte aufgelegt. Ab heute kommt das Heft in den Handel. Das bereits 40. Album wurde von einem neuen Autor, dem Franzosen Fabcaro, verantwortet. Fabcaro (Abkürzung für Fabrice Caro), der in Frankreich für seinen schrägen Humor bekannt ist, hat so viele Sprechblasen wie noch nie geschrieben: 747 Sprechblasen sind es, der Schnitt beträgt 660 pro Heft. Gezeichnet hat wieder Didier Conrad, der im Jahr 2012 von Albert Uderzo den Zeichenstift übernahm.
Für Klaus Jöken, der bereits seit vielen Jahren für die Übersetzung aus dem Französischen verantwortlich ist, waren die Texte eine enorme Herausforderung: „Deutsche Texte sind um 20 Prozent länger als französische Texte.“ Wenn der Gag in eine Sprechblase passen muss, kann man sich Jökens Nöte vorstellen: „Aber ich bin zufrieden.“ Der neue Band „Die weiße Iris“ führt nicht nur neue Bösewichte ein - zum Beispiel den Guru Visusversus - sondern bringt auch im gallischen Dorf einiges Durcheinander: Haben Gutemine und Majestix eine Ehekrise? Darf Obelix keine Wildschweine mehr jagen? Und ist jetzt Schluss mit Keilereien? Hinter dem Albumtitel versteckt sich eine neue Denkschule aus Rom, die von Visusversus gegründet wurde. Auch im gallischen Dorf, das den Römern so tapfer Widerstand geleistet hat, kommt dieser neue Lifestyle an - sehr zum Überdruss unserer Helden Asterix und Obelix.
Frischer Wind weht in Gallien
Fabcaro bringt gehörig frischen Wind nach Gallien und pflegt dabei auch einen etwas anderen Stil als der frühere Szenerist Jean-Yves Ferri: Fabcaro, so Übersetzer Klaus Jöken, baue seinen Humor in Kaskaden auf. Ferri habe seinen Gag vorbereit und ihn dann explodieren lassen. „Bei Fabcaro sind es oft fünf Gags hintereinander und verwoben, das war sehr schwierig im Deutschen nachzubauen.“ Im Hause Asterix ist das Zepter ja schon lange an die nächste Generation übergeben worden: Die beiden Schöpfer René Goscinny und Albert Uderzo sind tot, Goscinny starb 1977 und Uderzo 2020. Als die beiden Franzosen 1959 mit „Asterix der Gallier“ ihre Erfolgsserie starteten, begann auch eine abenteuerliche Reise, die sich über die Jahrzehnte veränderte. 2023 ist eben 2023 und bei Asterix beherrscht man die hohe Kunst, einen Comic auf der Höhe der Zeit zu schaffen, ohne die Tradition zu vernachlässigen. Didier Conrad schafft mit seinem Zeichenstil für Kontinuität, während es Ferri gelang, Tradition und Neues zu verbinden. Auch Fabcaro bringt Themen des 21. Jahrhundert in einem Comic unter, der im Jahr 50 vor Christus spielt.
Am Beginn des Abenteuers überlegt Cäsar, wie er es verhindern kann, dass seine Legionäre desertieren. Und da kommt Visusversus ins Spiel: Er prophezeit, dass man mit positivem Denken einiges erreichen kann. Die Veränderungen nehmen ihren Lauf und als plötzlich Harmonie im Dorf der widerständigen Gallier Einzug hält, beruft Häuptling Majestix Asterix, Obelix und Druide Miraculix zu sich: „Sogar Verleihnix und Automatix streiten sich nicht mehr, sondern regeln ihre Differenzen lächelnd mit Sprüchen von Gänseblümchen und Schmetterlingen!!!“ Darauf antwortet der Druide: „Ein beunruhigendes Zeichen.“
Während Ferri viele Frauenfiguren einführte und auch thematisch ganz neue Wege bestritt, legt auch das neue Album Wert auf Veränderung - im Rahmen der Möglichkeiten. Asterix muss Asterix bleiben: Das fängt schon bei der Seitenanzahl an, diese liegt meist bei 44 Seiten, inklusive der klassischen Vorstellung der Gallier und der Aufschlagseite macht das 48. Die Seitenanzahl ist auch nicht verhandelbar: „Früher“, so Jöken „hatte das den Grund, dass dieser Umfang drei Druckbögen entsprach. Zwei Seiten mehr und man hätte einen neuen Druckbogen anfangen müssen.“ Auch diese Regel gilt: „Asterix darf keine Anglizismen verwenden.“ Okay, möchte man denken. „Doch auch Okay darf er nicht sagen.“ Auch das Wort Teufel würde Asterix nicht in den Mund nehmen: „Das kommt aus dem christlichen Kulturkreis.“ Und Asterix lebt bekanntlich 50 vor Christus.
Mit „Die weiße Iris“ ist Fabcaro gemeinsam mit Conrad ein würdiger Jubiläums-Band gelungen, der hochkomisch ist und voller sprühender Ideen steckt.