„Die Zukunft auf der Straße ist für das Auto die E-Mobilität. Dorthin investieren die Unternehmen, da ist die Wissenschaft klar, das ist die gescheiteste Lösung. Unsere Aufgabe ist es, diese Transformation (hin zur E-Mobilität) zu begleiten und sicherzustellen, dass die Unternehmen fit genug dafür sind“, erklärte Klimaministerin Leonore Gewessler in einem Interview. Klang gut, ist aber nur die halbe Wahrheit: Politik und Energieanbieter sind im Verzug, die Entwicklung der E-Mobilität zu einem Massenphänomen zu beschleunigen. Jetzt wundert man sich, dass die Verkaufszahlen beim E-Auto stagnieren, und die privaten Kunden zögern umzusteigen.
Lange Kritikliste am Ladenetz für das E-Auto
Dabei ist es verständlich, wenn man keine eigene Lademöglichkeit zu Hause oder im Büro hat. Die Kritikliste ist lang: Fehlender Wettbewerb bei öffentlichen Ladesäulen, intransparente oder nicht vorhandene Preiskennzeichnung, ein Wust an Ladekarten, hohe Preisunterschiede an den Ladesäulen. Der größte Fehler aber: Gerade in den urbanen Gebieten ist es verabsäumt worden, flächendeckend, etwa an den Parkplätzen, Ladesäulen für eine große Masse an E-Autos bereitzustellen. Gerade im städtischen Bereich wäre der Umstieg auf das E-Auto sinnstiftend. Aber die Politik agierte zu zögerlich und kleinteilig, und die Energieanbieter warten auf das große Geschäft, bevor sie hohe Investitionen tätigen. So kommt man aktuell zwar zu Ladestationen, ist aber weit davon entfernt ein Angebot an jene Mehrzahl an E-Auto-Interessierten zu liefern, die sonst keine Ladeoption haben.
Neue Technik für das E-Auto
Dazu kommt: Neue E-Fahrzeuge können geladen und gleichzeitig als Stromspeicher benutzt werden. Der Strom, den sie speichern, kann ins Netz geladen oder im eigenen Haushalt konsumiert werden. Aber die Stromnetze sind genauso wenig bereit wie die rechtliche Situation, in der man solche Lösungen umsetzen könnte.
Strategiewechsel für das E-Auto
Die neue Regierung, die Länder und die Kommunen werden sich eine neue Strategie ausdenken müssen. Bundesregierung, Länder und Kommunen werden wie die Energieanbieter Milliarden in die Hand nehmen müssen, um in den Städten eine flächendeckende Infrastruktur aufzubauen, um den Durchbruch des E-Autos als Massenphänomen und die Ablöse der Verbrenner zu ermöglichen.
Die Rechnung dafür, auch das ist klar, wird der Konsument zahlen müssen. Bei den Strompreisen. Bleibt die Regierung bei der bisherigen Strategie, wird es genauso Milliarden kosten, durch das Verfehlen der CO2-Ziele.
Österreich steht nicht alleine da
Österreich steht mit dem Problem nicht alleine da: Für E-Auto-Nutzer gibt es aus Sicht der deutschen Autobranche noch immer zu wenige öffentliche Lademöglichkeiten. „Um das gesteckte Ziel zu erreichen, müsste die Ausbaugeschwindigkeit der letzten zwölf Monate etwa vervierfacht werden“, sagte die Präsidentin des deutschen Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, dem „Spiegel“.