Rom hat entschieden, die Sache ist erledigt“ – keine andere christliche Kirche kennt eine derart starke Ausrichtung auf ihr Zentrum wie (derzeit) die römisch-katholische. Mit allen Vor-, aber vor allem Nachteilen. Denn in immer mehr Regionen der Welt zeigt sich, dass es besondere seelsorgliche Bedürfnisse gibt, die – so der Wunsch der Gläubigen – erfüllt werden sollen. Über diesen Anspruch diskutierte und beratschlagte der „Synodale Prozess“, initiiert von Papst Franziskus, drei Jahre, mit Abschluss diesen Oktober in Rom.
Dynamik in Kirche gebracht
„Die Welt muss sich nicht in der gleichen pastoralen Geschwindigkeit bewegen“, ist Paul M. Zulehner überzeugt, der als Pastoraltheologe schon seit Jahrzehnten die Entwicklungen der katholischen Kirche in Österreich und weltweit beobachtet. Der „Synodale Prozess“ habe nun Dynamik in die Kirche hineingebracht.
„Schule“ für heimische Bischöfe und Priester
Hierzulande sei es nun Aufgabe der Bischofskonferenz, den Auftrag der Synode auf die Ortskirchen-Ebene zu bringen: „Es geht etwa um die Frage, wie wir Frauen und Männer ohne Ordination besser einbinden können.“ Für Zulehner ist es etwa denkbar, diese in die Versammlung einzugliedern und aus der Bischofs- eine Kirchenkonferenz zu machen. Hinsichtlich Entscheidungen innerhalb der Kirche seien vor allem Transparenz und eine nachvollziehbare Argumentation wichtige Bausteine für die Kirche der Zukunft. Für die heimischen Bischöfe und Priester wünscht sich der Pastoraltheologe eine eigene „Schule der Synodalität“, wie sie seine Linzer Kollegin Klara-Antonia Csiszar bereits vorgeschlagen habe.
Suchen und finden von Berufenen
Doch auch Nicht-Priester seien herausgefordert: „Jede und jeder von uns ist durch die Taufe berufen.“ Das könne etwa heißen, auf junge Menschen zuzugehen. „Wir brauchen ,pastorale Trüffelschweine‘, um die Berufenen zu finden.“ Gerade auch, wenn es darum gehe, die großen Fragen der Zeit, Friede, Mitwelt oder Migration mitzumischen. Wenn es darum gehe, mehr Liebe, Wahrheit oder Gerechtigkeit ins Diesseits zu holen.
Über Frauenfrage „ein bisschen enttäuscht“
Hinsichtlich der Frauenfrage – viele hatten sich gewünscht, dass die Synode den Weg frei machen würde für Diakoninnen –, ist der Wiener Theologe zwiegespalten: Es sei gut, dass Teilthemen wie das Diakonat ausgelagert wurden, da die Kernfragen Dezentralisierung und stärkere Beteiligung der Basis „so zeitintensiv“ gewesen seien. Zugleich sei er „ein bisschen enttäuscht“, dass vor allem ein Lob auf die Frauen in biblischen Zeiten und später ausgesprochen wurde, die Ämterfrage aber offen blieb. „Das klingt ein wenig nach Vertröstung.“
Wünsche an neuen Wiener Erzbischof
Hinsichtlich der baldigen Neubestellung des Erzbischofs von Wien, meint Zulehner: „Im Sinne Papst Franziskus‘ muss er nach der Herde riechen und ein Herz für die Armen haben, also pastoral und karitativ sein.“ Bereits Bischof zu sein, sei aus seiner Sicht hingegen keine Voraussetzung. Und: „Die es werden möchten, sollten es nicht werden.“