Nie zuvor war in Österreich so viel Fantasie nötig, um sich eine halbwegs gedeihliche Zusammenarbeit der Parteien vorzustellen. Was insofern bemerkenswert ist, als die Zeit der Ideologien lange zurückliegt und sich die inhaltlichen Differenzen der Parteien in den großen Fragen nivelliert haben.
Dennoch wird der Diskurs immer unversöhnlicher. Vorschläge politischer Mitbewerber werden bis zur Unkenntlichkeit missinterpretiert, um ihnen möglichst sinistre Absichten attestieren zu können. Nicht anders verhält es sich mit Aussagen, aus denen mindestens die Böswilligkeit spricht. (Jedenfalls, wenn man sie ihres Kontextes befreit.)
Das Internet hat unser Kommunikationsverhalten völlig verändert und wirkt auf die öffentliche Debatte. Um das Gute zu sehen: Dank Social Media können sich viel mehr Menschen einbringen. Doch die größte Reichweite bekommt nicht das beste Argument, sondern die Meinung, die am stärksten erregt. Das bedient das Geschäftsmodell, ist aber Gift für eine zielführende Debatte.
Das gilt besonders für die Politik, in der es nicht darum geht, recht zu bekommen, sondern etwas durchzusetzen. Dazu muss man Mitbewerber für eine Mehrheit gewinnen – was schwieriger wird, wenn man diesen in der Debatte davor üble Motive und Irrsinn attestiert hat.