Zugegeben, es war anfangs durchaus schmeichelhaft, zu hören, man sei ein „braver Papa“, weil man in Väterkarenz ist. Weil man sich um das Kind kümmert. Erhobenen Hauptes schlenderten wir durch die Grazer Herrengasse. Obacht! Der brave Papa und seine Maus kommen. Die Freude über das Lob wich jedoch schon bald einem Unverständnis, denn: Wo war meine Leistung? Ich bin ein „braver Papa“, allein weil ich Zeit mit meinem Kind, dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, verbringe? Und warum war eigentlich die Mutter des Kindes im ersten Lebensjahr nie eine „brave Mama“? Sie hat die große Last getragen. Sie hat die eigenen Bedürfnisse sowie die Karriere hintangestellt. Mir wurde bewusst, wie festgefahren die Rollen in unserer Gesellschaft noch immer sind. Das gehört sich eben so, dass die Frau sich um die Kinder kümmert. Ich hingegen bin „brav“ und das Interessante daran ist, dass ich dieses Lob meist von (älteren) Frauen bekommen habe.

Ob brav oder nicht, es war eine anstrengende Zeit, aber vor allem eine wunderbare Zeit und wohl eine der besten meines Lebens. Das hier sind wirklich die ersten Zeilen nach meiner Karenz. Mein erster Arbeitstag hinter dem Laptop. Und die Zeit hinter dem Kinderwagen, auf dem Spielplatz, im Park, auf dem Boden, beim Wandern, mit dem Rad-Anhänger ... sie fehlt mir jetzt schon schmerzlich. Ich bin dankbar für diese Erfahrung, jeden einzelnen Moment dieser zwei Monate. Jedes Lachen, jede Träne, jeden Brösel, jedes verschüttete Getränk, jedes Flascherl und auch jede volle Windel. (Ich hätte nie gedacht, welche Freude aufkommen kann, wenn ein Kind endlich kann.) Wissend, wohl nie wieder so eine intensive Zeit mit meiner Tochter zu haben und meine Arbeit liebend, bedauere ich es doch, nicht länger zu Hause geblieben zu sein. Beim ersten „Mama“ und „Papa“, den ersten Schritten an der Hand und dem ersten „Muhhhhh“ am Weidezaun war ich dabei. Oft verliert man sich im Leben. Läuft Unerreichbarem nach, giert um die Aufmerksamkeit von Menschen, die man eigentlich nicht mag. Meine Tochter hat mir gezeigt, was im Leben wirklich zählt und die Uhr kann nicht zurückgedreht werden.