"Ist Glück ansteckend", fragt Intendant Werner Schrempf im Programmheft des Internationalen Festivals für Straßen- und Figurentheater in Graz, Neuen Zirkus und Community Art. Die Besucherinnen und Besucher der gestrigen öffentlichen Geburtstagssause zum 25. Jubiläum hätten das wohl eindeutig bejaht. Zwischen Kaiser-Josef-Platz, Oper und Opernring wurde gefeiert: Theater Irrwisch, Spezialisten auf dem Gebiet der situationskomischen Nächstenliebe, pirschten sich auf Stelzen und in Anzügen ans Publikum an. Die drei Artisten zupften an Haaren, entführten Kinderwägen, Fotoapparate, Fahrräder oder Handtaschen und näherten sich, von oben. Die Folgen: viele überraschte, verzückte und hocherfreute Gesichter.
Diese Jubiläumsausgabe beschert viele Wiedersehen mit Altbekannten: Der französische Kletterer und Performer Antoine Le Menestrel (Compagnie Lézards Bleus) ließ zunächst Federn am Dach der Grazer Oper. Bevor er in Zeitlupe kopfüber hinab schwebte und in Fensterbögen, oder auf Stuck an der Fassade ein Tänzchen wagte, mit den abgerundeten Ecken kuschelte und sich wie auf dem Luftkarussell drehte. Höhepunkt seines Auftritts: der Weg am Seil zum Lichtschwert und darauf an die Spitze. Mezzosopranistin Chani Bauza begleitete ihn dabei - vom Operndach aus. Schönes Spektakel auch auf dem abgesperrten Opernring: Fanfare Jo Bithume luden in ihren wunderbaren Schwarz-Weiß-Kostümen mit großer Verspieltheit zum Straßenkonzert, wurden zu Umarmungen aufgefordert und hinterließen wippende Beine und Arme und den einen oder anderen Mitmachsong wie "Let the Sunshine in".
Seit einem Vierteljahrhundert zeigt La Strada, was abseits von rollenden Autos auf den Straßen möglich ist. Zum riesigen Platzkonzert "in alter Tradition" luden u.a. Studio Percussion Graz, die den Radetzkymarsch oder "Im Prater blühn wieder die Bäume" von Robert Stolz neu interpretierten. 40 Musikerinnnen und Musiker spielten Folklore-Songs, Pop oder holten den Klang der Autodrome beim Festzelt an den dicht gefüllten Platz.
Sie glühten für die Street Show der Barcode Circus Company vor, die in den letzten Tagen schon den Hauptplatz zur Kulisse einer atemberaubenden Sommerparty machte: Die vier Absolventinnen und Absolventen der National School of Circus in Montreal zeigten Akrobatik, Salti, Kopfstände, meterhohe Sprünge und Hebefiguren auf allerhöchstem Niveau, in luftig leichter Ästhetik und vor der Kulisse wummernder Beats, fröhlicher Sommer-Outfits und humorgetränkten Nummern. Der Schalk sitzt der jungen Truppe im Nacken. Viel Applaus. Bis in die Nacht feierten die Zuschauenden bei den Konzerten vom Härtel Quintett sowie Eddie Luis & Jazzbanditen das Festival, den Sommer und das Leben.