Längst ist das Fotografieren zum gesamtgesellschaftlichen Dauerzustand geworden. Ein Massenmedium, das mit dem Abbilden unserer alltäglichen Oberflächen jeden Tag gigantische Mengen an Datensätzen produziert. Umso wichtiger ist die Aufgabe der zeitgenössischen Fotografie, an dieser glänzenden Oberfläche zu kratzen, um die gesellschaftspolitisch relevanten Fragen zum Vorschein zu bringen.
Das ist auch der Anspruch von Kuratorin Anna Voswinckel, die seit Anfang des Jahres Teil des Teams der "Camera Austria" ist. In ihrer ersten Ausstellung "Exposure" (Belichtung), dem Auftakt zur mehrteiligen Ausstellungsreihe "Fields of Focus", werden unter anderem die Beziehungen, aber auch Abhängigkeiten zwischen Fotografierten und Fotografierenden ausgeleuchtet.
In der wohl emotionalsten Form schafft das die Fotografie "Helga und Valentin" aus der Schwarz-Weiß-Fotoserie "Private Eye" (1982–2000) von Erich Lázár, die seine ehemalige Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen Sohn zeigt: die weinende Frau, die hinter ihrem Sohn steht, der seinem fotografierenden Vater vertraut zulächelt – eine zutiefst berührende, brutal offene Beziehungsdynamik, die hier einfangen wurde. Georg Petermichl thematisiert hingegen in seinen zum Teil radikal überbelichteten Familienporträts die sich verändernde Vertrautheit von Familienmitgliedern während des Fotografierens.
Manfred Willmann gibt mit seinen Tier- und Pflanzenporträts eine ungewöhnliche Nähe an die Betrachter weiter. Woran das liegt? Kein Posieren, kein Präsentieren, nur ein Sein!
"Exposure" bis 28. Jänner 2024,
Camera Austria, Lendkai 1, 8020 Graz. camera-austria.at