GALERIE SOMMER
So ganz traut man dem Frieden nicht, wie er so lauernd in der Ecke dasteht, der "Schwarzlochsauger". Groß, leicht trötig, aber mit ordentlich Innenvolumen. Das wirft umgehend die Frage auf: Saugt er ein oder könnte er vielleicht sogar etwas ausspucken? Also besser nur nicht zu nahe herangehen. Das schaut beim Bild "Jahr des Hundes" schon ganz anders aus: Galerist Gerhard Sommer hantiert mit der Handytaschenlampe, um dem Bild mit Vierbeiner und Graphitanteil ein Schimmern zu entlocken. Funktioniert!
So ist das mit dem Universum von Walter Schmögner. Es ist eine Art künstlerische Wundertüte, die in unterschiedlichsten Anteilen Humor, Ironie, aber auch bissige Statements zurzeit enthält – und seine Liebe zu Hunden selbstverständlich.
Die Vielfalt, die ergibt sich naturgemäß durch das, was man gemeinhin Multitalent nennt: Der Wiener, der im Juni seinen 80. Geburtsta beging, ist Maler, Zeichner, Buchkünstler, Kinderbuchillustrator, Bühnenbildner, Fotograf und Bildhauer. Dementsprechend umfassend ist sein Œuvre, aber wie gute Bekannte kehren seine aufgewühlten, vibrierenden Strichmännchen in diese Schmögner-Welt zurück. Im "Orakel" (2021) gebärden sie sich wie eine in Auflösung begriffene Horde vor dem übergroßen Allwissenden? Gut möglich.
Nicht mehr weiterwissen, das ist die Grundstimmung bei Schmögners düsteren Architekturzeichnungen mit Treppenlandschaften ins Nichts. Giovanni Battista Piranesi hätte seine Freude daran. Schmögners Nachbarin hingegen, die war ebenso verblüfft, als sie eine dieser großflächigen Arbeiten seinem Vierkanthof im Burgenland erblickte: "Herr Schmögner, jetzt haben's schon wieder ausgebaut!", wie der Künstler in einem Filmporträt, das in der Galerie Sommer zu sehen ist, amüsiert erzählt. In der üppigen Natur des Burgenlandes lauern wohl die zarten, aber bisweilen unheimlichen Insektengeschöpfe, die dann und wann bei ihm auftauchen. Wie überhaupt die Natur eine beständige Begleiterin ist: Die Zeichnung zur legendären Birnen-Briefmarke ist natürlich ein Schrei, wie der Briefmarke selbst ein Aufschrei folgte, als der Künstler Österreich in Form einer verwesenden Birne darstellte. Dass es mit dem Planeten im Argen liegt, zeigt sich in Schmögners jüngeren Arbeiten: Eine vor sich hinschmelzende Erde löst sich hier in aller Buntheit auf. Vielleicht sollte man sich doch vor den Schwarzlochsauger stellen?
Walter Schmögner: "Bilder einer Ausstellung", bis 29. Juli, Galerie Sommer, Liebenauer Hauptstraße 322, 8041 Graz.
www.galeriesommer.com
ARTELIER CONTEMPORARY
Wenn es um andere Sphären geht, ist man bei Michaela Konradebenso gut aufgehoben. Heißt doch eine ihrer Serien "Space Love", die derzeit als Teil ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Artelier Contemporary von Petra Schilcher zu sehen ist. Die künstlerische Prägung der in Wien lebenden Grazerin durch die Welt der Comics ist Programm. Inspirationsquellen wie Aldous Huxley liefern den theoretischen Unterbau für die Serie "Can this be Tomorrow?", in der sie Zukunftsmusik zum Thema macht. Plakativ ja, auch, weil ihre Comic-Cover ganz im Stil der "Golden Age"-Ära gehalten sind. Die Ausführung mit Acryl auf Leinwand bricht jedoch klar mit der Erwartungshaltung an das Material, das eben kein Druck ist. Fabelhaft die Wechselwirkung von quietschbunter Comicwelt und dystopischem Inhalt, der von Überwachung im Kinderzimmer bis hin zu wahnwitzigen Reproduktionsfantasien geht. Konrad setzt seit ein paar Jahren Augmented Reality zur Erweiterung ihres Werks ein. Mit der App "Artivive" kommt im Ausstellungsraum so richtig Bewegung rein.
Michaela Konrad: "Science Fiction", bis 27. Juli in der Galerie Artelier Contemporary, Griesgasse 3, 8020 Graz. artelier-contemporary.at