"Musste lachen, das war gut", steht trocken im Gästebuch. Aber wer braucht schon ausufernde Lobeshymnen, wenn es kurz und prägnant auch geht. Das zeigt sich auch im Praxistest: Immer wieder prustet jemand unvermittelt los. Gelegenheiten gibt es dafür genug, immerhin versammelt das MAK in seinem Kunstblättersaal die knapp über 200 für Ausstellungen, Festivals oder Performances entstandenen Ankündigungsplakate, die seit 30 Jahren im Wiener Stadtbild präsent sind. Ihr Hauptdarsteller: Julius Deutschbauer höchstselbst. Meist mit ernster Miene, oftmals ziemlich Heiteres mit bösen Spitzen verkündend: vom "Nationalzirkus Österreich – Artisten, Biere, Attraktionen, Glutamat" bis zum "Nationaltorkeltag Österreich. Die Getränke sind frei!".

Plakativ: Ausstellungsfläche im MAK-Blättersaal
Plakativ: Ausstellungsfläche im MAK-Blättersaal © (c) kunst-dokumentation.com / Manuel


Plakativ? Ja! Zu plakativ? Nein! Denn Deutschbauers Plakate offenbaren einmal mehr, einmal weniger subversiv gesellschaftspolitische und kulturpolitische Entwicklungen, auf die der gebürtige Kärntner seinen Finger legt. Das zeigt sich nicht nur bei den Plakaten ab dem Jahr 2000, auf denen er viele Jahre mit Gerhard Spring Schwarz-Blau in die Mangel genommen hat. Man traf sich beim "Widerstandl" ebenso wie beim "Metzger Morak".
Aktuell beschäftigen ihn die schwarz-blauen Koalitionen in Niederösterreich und Salzburg. Seine Analyse: "Die Gurke ist enttäuschend!"

Wobei der Text auf den ersten Blick die Hauptrolle übernehmen mag, aber letztlich sind Deutschbauers Plakate mit Anspielungen aufgeladene Wimmelbilder, deren Dechiffrierung eine Gaude ist. Ebenfalls zu sehen ist seine "Bibliothek ungelesener Bücher" – eine geradezu irrwitzige Aufstellung, in der "Mein Jahr in der Niemandsbucht" von Peter Handke ebenso seinen Platz hat wie "Windows 98. Das erste Mal". Hier stehen jene Bücher, die Leute angeben, niemals gelesen zu haben – die dazugehörigen Interviews sind auf der Webseite julius-deutschbauer.com nachzuhören. Das am häufigsten genannte ungelesene Buch ist "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil, gefolgt von "Ulysses" (James Joyce) und der Bibel.