In einer Welt, die mit Superlativen nicht geizt, weist das Wort Sensation erhebliche Abnützungserscheinungen auf. Und doch hätten wir es mit einer zu tun, wenn das eintritt, was heute in New York möglich ist, wenn das 1964 entstandene Bild "Shot Sage Blue Marilyn" von Andy Warhol (1928–1987) beim Auktionshaus Christie’s versteigert wird. Sollte der Hammer bei über 180 Millionen Dollar runtersausen, wäre das Porträt von Marilyn Monroe das teuerste je versteigerte Kunstwerk des 20. Jahrhunderts. Erwartet werden sogar bis zu 200 Millionen Dollar, das nennt man wohl Preissteigerung. 1994 sah das noch ganz anders aus, als bei der Frühjahrsauktion von Sotheby’s zehn von zwölf Warhols gleich gar nicht verkauft werden konnten.

Für Warhol bedeutet das in jedem Fall eine enorme Aufwertung. Zwar hat er als Künstler Bahnbrechendes geleistet, aber gerade unter den Künstlerkolleginnen und Kollegen wurde er zeit seines Lebens eher belächelt. Und doch hat Warhol mit seinen Werken jene Sektion ausufernd bedient, die man salopp als "Ikonen des 20. Jahrhunderts" bezeichnen kann. Und das mit Mechanismen, die man vor allem aus der Werbebranche kannte: Foto-Siebdrucke, die er in Wiederholungen und Serien zelebrierte. Konsum und Masse, also die Antithese zu Hochpreisigem. Keine Frage, Andy Warhol würde sich darüber köstlich amüsieren.