Der gestern bekannt gewordene Tod der österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz hat Betroffenheit in Kunstszene und Kulturpolitik ausgelöst. Kowanz, 2009 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis gewürdigt und Mitglied im Österreichischen Kunstsenat, war am 28. Jänner 64-jährig nach schwerer Erkrankung gestorben. Seit den 1980er-Jahren widmete sie sich dem ästhetischen Primat "Licht-Kunst mit Kunst-Licht" und wurde zu einer der bekanntesten Lichtkünstlerinnen.

"Brigitte Kowanz war Zeit ihres Lebens eine Ausnahmeerscheinung: Sie war nicht nur eine international gefeierte Künstlerin, sondern auch ein großartiger Mensch", reagierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) per Aussendung "mit großer Bestürzung" auf die Todesnachricht. "Brigitte Kowanz hat der Kunst eine neue Dimension gegeben - indem sie mit dem realen Licht experimentierte und damit der Kunst einen nahezu naturwissenschaftlichen Charakter gab, ohne, dass dabei das Poetische verloren ging", so Mayer. Kowanz habe Kunstgeschichte geschrieben. "Was uns bleibt, ist ihr Werk - und mit diesem hat sie unsere Herzen erleuchtet. Wir werden sie mit voller Bewunderung und Dankbarkeit in Erinnerung behalten."

Österreich verliere "eine seiner prägendsten Künstlerinnen", zollte auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) der Verstorbenen, zu deren letzten Werken die Gestaltung der "Libelle" auf dem Leopold Museum im Wiener Museumsquartier zählte, Respekt. "Ihr ist die Erweiterung des Bildbegriffs in Richtung Licht zu verdanken. Licht und Schatten, Raum und Zeit - diese Phänomene wusste Kowanz auf einzigartige Weise zu reflektieren. Dem bahnbrechenden Werk entsprechend erhielt die Künstlerin internationale und nationale Anerkennung für ihren medienübergreifenden Kunstansatz."

"Brigitte Kowanz war eine der bedeutendsten österreichischen Gegenwartskünstlerinnen, die vor allem durch ihre unterschiedlichen Zugänge zur Bildenden Kunst eine Entwicklung prägte, die zwischen Kunst und Wissenschaft die künstlerische Forschung maßgeblich vorantrieb", zeigte sich Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, über den Tod von Kowanz erschüttert. Auch im Wiener mumok, wo 2010 eine große Retrospektive der Künstlerin zu sehen war, trauert man um Kowanz: "Mit großer Konsequenz und einem ungeahnten Variantenreichtum hat sie ein Werk geschaffen, in dem Präzision und Entgrenzung, punktgenaue Definition und reflexive Offenheit einander bedingen. Das mumok betrauert ihren allzu frühen Tod, der eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Die Strahlkraft ihres Werkes aber bleibt ungebrochen."

Weiters würdigten die Albertina und das Belvedere Kowanz: "Als Lehrerin hat sie für eine ganze Generation völlig neue Möglichkeiten der Medienkunst eröffnet. Für mich ist Brigitte Kowanz eine der profiliertesten Künstlerinnen Österreichs nach 1945", so Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder. "Ohne sie ist dieses Land um eine wichtige Stimme ärmer. Brigitte Kowanz wird mir unendlich fehlen." Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig zeigte sich "unendlich traurig": "Wir verlieren eine Künstlerin von Ausnahmeformat, deren konsequent entwickeltes Werk sich solitär in der Kunst der Gegenwart behauptet und die eben erst neue, malerisch gedachte Ansätze ihrer Lichtkunst auszuarbeiten begonnen hat. Brigitte Kowanz war als Künstlerin sowie als kluger, liebenswerter und einfühlsamer Mensch eine Bereicherung im Leben aller, die sie persönlich kennen durften."

Mit "großer Erschütterung und Trauer" nahmen die Angehörigen der Universität für angewandte Kunst Wien die Nachricht vom Ableben "der Künstlerin, ehemaligen Professorin, Kollegin, Lehrenden und Forschenden und nicht zuletzt Freundin und jahrelangen Begleiterin" Kowanz auf. "Österreich verliert eine außerordentliche Vertreterin der Bildenden Kunst unserer Zeit, die weit über die Grenzen unseres Landes hinaus, Anerkennung erlangt hat. Sie war 'die' Vorreiterin eines medienübergreifenden Ansatzes in der Kunst, in dem sie Medienkunst und Bildhauerei unter Einbeziehung technisch-naturwissenschaftlicher Methoden miteinander in Beziehung gesetzt und neu definiert hat", ließ der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, in einer Mitteilung wissen.

Im vergangenen Studienjahr (2020/21) habe der Senat der Angewandten zum Abschluss ihrer 25-jährigen Lehrtätigkeit beschlossen, Kowanz mit dem Ehrenring der Universität für angewandte Kunst Wien auszuzeichnen. "Die feierliche Verleihung im Rahmen einer Festveranstaltung im Spätherbst 2021 konnte aufgrund der Covid-Krise leider nicht durchgeführt werden."