Der Westerwald südwestlich von Köln spielt eine bedeutende Rolle in der Fotogeschichte. Der deutsche August Sander hat dort vor 100 Jahren mehr als 2000 Porträts aufgenommen, das sogenannte „Bauernarchiv“. Diese Arbeit war ein Vorläufer der berühmten Sammlung „Menschen des 20. Jahrhunderts“, mit welcher der Dokumentarist Sander später eine Topografie des Humanen zu erstellen trachtete.
Sandra Schäfers Vorfahren stammen aus dem Westerwald, sie wurden auch von Sander fotografiert. In „Kontaminierte Landschaften“ beleuchtet sie nun die zahlreichen ästhetischen und sozialen Fragen, die sich an Sanders Wirken knüpfen. Sie arrangiert die Bilder neu, befragt die Bildregime, in denen die Porträtierten – unter dem vorgeblichen Willen zu dokumentarischer Sachlichkeit – erfasst worden sind, und stellt die Frage, was diese Fotos repräsentieren sollen und zu welchem Zweck. Dazu gruppierte sie auch Landschaftsbilder und Fotos von Gebäuden als menschenleere Bühne und Erinnerungsort.
In einer zweiten Schau zeigt die in Graz geborene Ulrike Königshofer, wie sehr die Technik uns den Wunsch nach dem Original verwehrt: Eine Bildreihe zu reproduzierten Gemälden von Claude Monet demonstriert, wie weit gespannt die Farbpalette bei der Darstellung desselben Motivs auseinanderdriften kann. In einer anderen Arbeit macht sie den Staub in der Luft erkennbar, während eine Fotoserie zeigt, welche Visualisierungen Digitalkameras liefern, wenn sie das absolut Unmögliche schaffen und absolute Dunkelheit fotografieren sollen.
Sandra Schäfer. Kontaminierte Landschaften. Bis 27. Februar.
Ulrike Königshofer. The Faulty Image. Bis 16. Jänner.
Camera Austria. Lendkai 1. Graz. www.camera-austria.at