Es hat lange gedauert, bis sie so richtig wusste, was sie mit ihren Händen anfangen soll, wenn sie beobachtet oder gar fotografiert wurde. Beides war ihr sichtlich unangenehm, auch als sie längst an der Spitze ihres Landes stand. Irgendwann um das Jahr 1998 taucht er dann auf, dieser gebetsartige Gestus, der Konzentriertheit und Zielgerichtetheit gleichermaßen ausdrückt. Herlinde Koelbl hat dieses Fingerspiel, das als "Merkel-Raute" zum Begriff wurde, in etlichen ihrer Bilder festgehalten. 30 Jahre lang begleitete die Münchener Fotografin den Werdegang der gebürtigen Ostdeutschen – von ihren Anfängen als "Kohls Mädchen" bis hin zu ihrer ehrfürchtigen Verehrung als mächtigste Frau der Welt. Das Ergebnis ist ein 248-seitiger Bildband, der bereits kurz nach dem Erscheinen vergriffen war. Wegen des akuten Papiermangels werde der Nachdruck noch bis Mitte Jänner dauern, heißt es aus den Buchhandlungen.