Stephan Keppel lebt in Amsterdam und bereist die Städte der Welt. Der Absolvent der Königlichen Kunstakademie Den Haag arbeitet hauptsächlich mit fotografischen und druckgrafischen Verfahren. Als Stadtflaneur findet der 47-jährige Niederländer Objekte und Strukturen, die er sammelt, fotografiert beziehungsweise durch mehrfaches Scannen und Kopieren verfremdet und in neuen Arrangements aneinander stellt. Die abstrahierten Stadt-Bild-Fragmente werden als Bildbände publiziert, wie die bisher erschienenen zu Den Helder (2011), Paris (2014), New York (2017) und Amsterdam (2021).
Unter dem Titel „Hard Copies“ sind nun in der Camera Austria Auszüge dieser Stadterfahrungen in Form einer installativen Collage zu sehen – erweitert um Keppels jüngste Begehungen von Graz. Man darf sich nun nicht erwarten, Orte vielleicht oder Architekturen wiederzuerkennen. Vielmehr konstruiert Keppel aus unzähligen und für den jeweiligen Ort kaum repräsentativen Details eine Art Summe des Prinzips Stadt, indem er sie im weitesten Sinn kopiert, um die Kopien abermals durch verschiedene technische Verfahren in neue (Ab-)Bilder zu übertragen.
Die erste von drei zusätzlichen Präsentationen zum regulären Programm der Camera Austria behandelt das Werk der in Wien und Paris lebenden Grazerin Anaïs Horn. Vorwiegend über Fotografien, aber auch mit Zeichnungen, Video und Installationen entwickelt die 40-Jährige ein poetisches Tagebuch. Aus Paul Celans Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ (1952) stammt der Titel „Die Hand voller Stunden, so kamst du zu mir“. Und eine Fotoserie von einander berührenden Händen wird zum Ausgangspunkt des Streifzugs einer Selbsterkundung.
Stephan Keppel. Hard Copies. Bis 15. 8. Anaïs Horn. Die Hand voller Stunden, so kamst du zu mir. Bis 1. 8.. Camera Austria, Lendkai 1, Graz. camera-austria.at
Wenzel Mraček