Netzstrukturen, Linie, Flächen und Kreise mit zahlreichen, davon abstehenden Strichen, Objekte, die an Flammen erinnern. Gebilde, die sich ins Dreidimensionale wölben, sei es durch einen extremen Farbauftrag oder gleich ganz zu Skulpturen: Es ist schwierig, in Gunter Damischs Arbeiten nicht etwas Organisches auszumachen. Biologische Strukturen und Materie, Kleinlebewesen mit Härchen und Fühlern, Bakterien und Viren, anthropomorphe Wesen ohne Gliedmaßen, aber mit Kopf, Narben, Meeresungeheuer aller Größen, surrealistische Fabelwesen, menschliche Körperteile und Geschlechtsorgane – egal, was man darin zu erkennen vermeint, die Abstraktionen von Gunter Damisch sind ausgesprochen beredt.

Für den Schriftsteller Gerhard Roth, auf dessen Initiative die Ausstellung im Greith-Haus in St. Ulrich möglich wurde, sind es wesenhafte Materie, die ihn an seine frühere medizinisch-biologische Arbeit mit dem Mikroskop erinnert. Eine Welt, hinter der Welt, sichtbar gemacht von einem Maler, eine Realität, die ständig präsent ist, aber unseren Augen verborgen. Kurator Günter Holler-Schuster, der die Schau zusammengestellt hat, sieht es nicht viel anders: „Es sind abstrakte Formen, die zwischen Mikro- und Makrosicht existieren.“ Damisch weise die Wege in alternative Weltwirklichkeiten, und versuche sie durch Verbindungen zum Flimmern zu bringen, so Holler-Schuster. Verbindungen die sich auch darin manifestieren könnten, dass Damisch häufig das Wort „Weg“ in seine Bildtitel einfließen hat lassen.

Dass der in Oberösterreich geborene Künstler in seinen Anfängen deutlich unter dem Einfluss der Neuen Wilden Malerei Österreichs stand, lassen diese farbintensiven Gemälde weniger erahnen. Die ebenso im Greith-Haus ausgestellten frühen Grafiken dagegen zeigen noch viele solcher expressiven, dynamischen Bildfindungen, die zwischen Düsterkeit und Vitalität, Spontanität und Melancholie changieren.

Im Zentrum der Schau, die einen ausgezeichneten Überblick über das Oeuvre des 2016 verstorbenen Künstlers bietet, stehen aber die späteren, leuchtstarken Arbeiten mit dickem Farbauftrag, der auch das Medium Malerei immer präsent hält und in denen Damisch abstrakte Formen immer wieder neu zu einem persönlichen Kosmos zwischen allen Welten zusammengestellt hat. Subtil gipfelt das in fast monochromen, viel verschlosseneren Arbeiten wie den „Silberwegfeldlöchern“.

Die von Holler-Schuster erwähnte Zwischenwelt zwischen „Makro“ und „Mikro“ dokumentiert allein der Holzschnitt „Weltflimmerzentrum“ von 2013: Eine Galaxie? Eine Ansammlung von Mikroorganismen? Der Blick in ein Mikroskop oder ein Teleskop? Das alles hält Damisch in Schwebe. Vielleicht sind es ja auch nur malerische Formen und Elemente in der Tradition eines verspielten Surrealismus. Exemplarisch zeigt schon dieses Werk jedoch die Kunst Damischs, Welten mit einander zu verschränken und die Wege dazwischen aufzuzeichnen.