Elliott Erwitt ist eine sichere Bank: Gilt es, die französische Lebenskunst zu bebildern, greift man automatisch auf seine Fotografien zurück: le savoir-vivre in Reinkultur. Seine Bilder sind auf Fotopapier gebannte Lebensfreude, auch, weil ihnen eines eingeschrieben ist: Humor und Augenzwinkern. Die Wiener Galerie OstLicht kann derzeit mit einer geballten Auswahl an Erwitt-Preziosen aufwarten: Analog, ja, nur derzeit zwecks Osterruhe geschlossen, aber auch digital. 56 von Erwitts berühmten Fotos gibt es dort – in einer der führenden Fotogalerien, einem der führenden Foto-Auktionshäuser des Landes – zu kaufen: handsigniert und im Chanel-Rahmen. Die Preisspanne reicht von knapp 4000 bis knapp 9000 Euro. Selbst für Laien ist der Wert der Werke eines Magnum-Fotografen nachvollziehbar, doch wie errechnet sich der Wert einer Fotografie auf dem Markt? „Ausschlaggebend sind neben der Bedeutung des Fotografen und einer lückenlosen Provenienz vor allem Zustand und Seltenheit des Bildes. Letztgenanntes wird durch die Anzahl und Datierung der Abzüge, die davon gemacht wurden, definiert“, sagt Anna Zimm von OstLicht.
Doch den Höhepunkt hätten wir laut der Expertin damit noch nicht erreicht: „Die höchste Wertstufe bilden sogenannte ,Vintage Prints‘. Das sind Abzüge, die unmittelbar oder zumindest zeitnah zur Entstehung eines Negativs von diesem Original-Negativ durch den Fotografen selbst oder unter seiner Aufsicht angefertigt wurden.“ Wichtig ist natürlich, wie Zimm anfügt, die Autorisierung durch eine Signatur, einen Stempel oder eine Widmung. Nach oben hin gibt es finanziell bei Fotoauktionen keine Grenzen. Einsteiger sollten sich davon aber nicht abbringen lassen, ganz im Gegenteil, wie Corina Lueger, Kuratorin bei OstLicht, rät: „Die Fotografie gilt als eine der sich am schnellsten verändernden zeitgenössischen Kunstformen. Als Investition ist das Sammeln von Fotografien eine attraktive Angelegenheit – in den letzten 20 Jahren hat sich der Preisindex der Fotografie mehr als verdoppelt.“
Der Markt selbst ist mehr als umfassend, das hat auch damit zu tun, dass die Themenvielfalt enorm ist: von der Porträtfotografie bis zur Landschaftsfotografie und von der Reportage bis zur Modefotografie. Noch einen Unterschied gilt es zu beachten: „Der Markt ist kein homogener, er unterscheidet zwischen Kunstfotografie und Fotokunst. Erstere umfasst das traditionelle Segment, historische Bilder aus dem 19. Jahrhundert und die Fotografie der Klassischen Moderne. Dieser Markt existiert in Europa seit den 1970er-Jahren“, verweist Anna Zimm auf den Unterschied zur Fotokunst: „Die kam rund 20 Jahre später auf und repräsentiert die Werke zeitgenössischer Kunstschaffender, die sich der Fotografie als Medium bedienen.“
Einsteiger beginnen wohl lieber im günstigeren Segment. Auch, um sich mit Vintage Prints vertraut zu machen, empfiehlt sich auf der Website der Sale-Bereich bei den Vintage-Photos: Schon ab 90 Euro gibt es hier Bilder von Muhammad Ali oder Grace Kelly bis hin zu Yves Saint Laurent: „Es handelt sich um Originalprints und Motive aus den 1940er bis 1990er Jahren“, so Kuratorin Lueger. Ideal für Einsteiger. Aber Achtung, es wurden auch schon akute Fälle von „Schockverliebtheit“ in diverse Motive gemeldet!
Weitere Informationen zu Ausstellungen, Sammlungen und kommende Auktionen unter www.ostlicht.org