Man könnte meinen, er macht gerade nur kurz Pause und macht, was man als Ritter halt so macht: auf dem Dach liegen und sinnierend in den Himmel schauen. Empört werden jetzt sicher ein paar einwenden: Aber bitte, Ritter haben doch eine ganz andere Job Description! Mag sein, aber jener auf dem Dach des Landeszeughauses eben nicht. 2011 hat der deutsch-türkische Künstler Nasan Tur mit seinem Ritter einen Gegenentwurf zu den Mythen rund um Graz als „Bollwerk gegen den (Süd-)Osten“ geschaffen. Kinder haben dem „Unbekannten Ritter“ eine Legende verpasst, die ohnehin viel zeitgemäßer ist: Der kampfesmüde Ritter träumt dort oben vom Mond. Zu ihm aufzublicken ist auch schon der richtige Ansatz, wie man sich auf Kunst im öffentlichen Raum einstimmen kann: den eigenen Blickwinkel ändern. „Kunst hat ja nicht die Funktion einer Behübschung, sondern liefert Anreize, man kommt so auf andere Gedanken und Ideen“, sagt Elisabeth Fiedler. Die Chefkuratorin am Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, schickt uns auf eine Kultour durch Graz.
Gleich um die Ecke vom Zeughaus, im Eingang zum Landhaushof, befindet sich Michael Schusters Installation „Es gibt auch Spiegel, in denen man erkennen kann, was einem fehlt“. Ein Hebbel-Zitat, das nicht nur eine Referenz auf den Parlamentarismus ist, so Fiedler, sondern „dass man sich selbst auch immer wieder selbstreflexiv wahrnehmen kann und sollte. Im Moment wird alles, was man für sich in Anspruch nimmt, dort subtil infrage gestellt.“