Erst war es nur eine mysteriöse Metall-Stele in der Wüste von Utah: von Rangern entdeckt, kurz darauf nachts abmontiert. Seither sind ähnliche „Monolithen“ auch in Rumänien, den Niederlanden, Spanien, Belgien und auf der britischen Isle of Wight aufgetaucht und wieder verschwunden. Seit Kurzem steht nun eine der Stelen auch im deutschen Sulzbach.
In den USA glaubte man erst, das Objekt in Utah sei eine heimliche Hinterlassenschaft: ein „Land Art“-Projekt des minimalistischen US-Bildhauers John McCracken. Der verstarb aber bereits 2011. Mittlerweile will das Künstlerkollektiv „The Most Famous Artist“ für die Aktion verantwortlich sein. Alle anderen Stelen haben ziemlich sicher lustige Nachahmer aufgestellt. Oder Aliens – so wie in Stanley Kubricks Science-Fiction-Film „2001: Odyssee im Weltraum“.
Die Stele in der hessischen Taunusgemeinde Sulzbach wurde jedenfalls zuletzt am Rande eines Ackers in der Nähe eines großen Einkaufszentrums entdeckt, wie Fotos zeigten. Wer die über drei Meter große Säule dort aus welchem Grund aufgestellt hat und ob es einen Zusammenhang mit den anderen Stelen gibt, war am Dienstag unklar. "Sie wurde am Samstag von Spaziergängern entdeckt, die Herkunft können wir uns nicht erklären", sagte ein Sprecher der Gemeinde. Der Landwirt des Ackers im Main-Taunus-Kreis habe versichert, damit nichts zu tun zu haben.
Seit Bekanntwerden des Fundes sei an dem sonst wenig frequentierten Feldweg deutlich mehr Betrieb als sonst. Lange soll der Monolith dort jedoch nicht stehen bleiben - dank deutscher Gründlichkeit. "Wir schauen uns das noch maximal drei Tage an. Wenn er bis dahin nicht weg ist, werden wir ihn entsorgen lassen", so der Gemeindesprecher. Seinem Eindruck nach handele es sich nicht um hochwertiges Material.
Bewohner der Isle of Wight entdeckten das schlanke, verspiegelte Gebilde zufällig beim Strandspaziergang auf der Westseite der Insel, wie britische Medien berichteten. Die Britin Alexia Fishwick sagte der Nachrichtenagentur PA, Bekannte hätten ihre Fotos des "wirklich ziemlich magischen" Monolithen erst für eine Photoshop-Collage gehalten. "Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um Aliens, einen Coldplay-PR-Gag oder einen lokalen Spiegelhändler handelt, der seine Geschäfte ankurbeln will - aber es hat uns alle zum Strand gelockt", schrieb Inselbewohner DJ Rob da Bank auf Twitter.
Auch im Norden der Niederlande tauchte eine Metallsäule auf. Spaziergänger hatten sie im Naturgebiet De Kiekenberg bei Oudehorne in der nördlichen Provinz Friesland am Sonntagmorgen entdeckt. Am selben Abend war sie wieder verschwunden. Wer das Objekt dort hingestellt und später wieder abgeholt hatte, ist für Anwohner und Behörden ein Rätsel. Selbst die als sehr nüchtern geltenden Friesen schlossen nicht aus, dass der Monolith ein "Zeichen von Aliens" sein könnte, wie Schaulustige dem "Leeuwarder Courant" sagten.
Im kleinen spanischen Örtchen Ayllón, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Madrid, fanden Anwohner ebenfalls eine der Metallsäulen. Bürgermeisterin María Jesús Sanz vermutet jedoch den Scherz eines Nachbarn hinter dem Fund, wie die Zeitung "El Periodico" berichtete. Das in den Ruinen einer Kirche aufgestellte Blechgebilde sei recht dürftig und schon mehrmals vom Wind umgeweht worden. Auch eine angeblich von der Gemeinde stammende Mitteilung, es seien bereits "Hunderte Schaulustige" gekommen und man solle der Säule wegen ihres "mysteriösen Ursprungs" besser fernbleiben, sei gefälscht. Bisher seien nur fünf Nachbarn vorbeigekommen und in Gelächter ausgebrochen.
Auch auf einem Kartoffelacker im belgischen Dendermonde in Ostflandern wurde Medienberichten zufolge eine Metallsäule gesichtet. Der Bauer, dem das Feld gehört, wurde laut dem belgischen Sender VRT am Montagabend anonym angerufen und gefragt, ob jemand etwas auf seinen Acker legen könne. Dies solle ein Witz sein, hatte der Anrufer gesagt. Der Landwirt sei angenehm überrascht gewesen, auch wenn er zunächst nicht verstanden habe, warum die Säule so auffallend sei.
In den vergangenen Tagen waren bereits in den USA und in Rumänien ähnliche Gebilde aufgetaucht - und teilweise nur wenige Tage später wieder verschwunden. Das löste großes Rätselraten in den sozialen Medien aus. Beobachter vermuteten Installationen von Künstlern oder eine Hommage an "2001: Odyssee im Weltraum", in dem ähnliche Objekte eine Rolle spielen.
In die Stele in Rumänien auf dem Hügel Batca Doamnei bei Piatra Neamt im Nordosten des Landes waren kreisförmige Zeichen eingraviert. Dann verschwand das Objekt in der Nacht zum 1. Dezember - einer Nacht, die im rumänischen Volksglauben als magisch gilt.
Für den ursprünglichen Monolithen in Utah und den in Kalifornien will ein Künstlerkollektiv namens "The Most Famous Artist" der Urheber sein, bei den anderen könnte es sich um Nachahmer-Stücke handeln. Der Ursprung einer Stele in Pittsburgh ist allerdings geklärt: Die Betreiber eines Süßwarenladens hatten sie eigenen Angaben zufolge vor ihrem Geschäft aufgestellt, um in der Corona-Pandemie für die Unterstützung kleiner Läden zu werben.
Auch zu der Skulptur auf der Isle of Wight bekannte sich kurz nach ihrem Erscheinen ein lokaler Designer - überwältigt vom internationalen Echo. "Wenn die Aliens auf die Erde kommen würden, würden sie sicher an den sichersten Ort kommen - das ist die Isle of Wight mit der niedrigsten Corona-Warnstufe", sagte der 29-Jährige der BBC.