"Das ist doch alles nur Fake!“, schreit ein Radler, als er Mittwochnachmittag an der Gruppe Journalisten vorbeiradelt, die vor den Wiener Sofiensälen steht, um sich vorab jene Ausstellung anzusehen, um die es schon im Vorfeld Wirbel gab. „The Art of Banksy“ ist eine von mehreren Wanderausstellungen, die durch die Welt tingeln und mit reproduzierten Banksy-Siebdrucken und Artefakten viel Geld verdienen. Banksy selbst verteufelt diese Form von Geschäftemacherei mit seinem Namen zwar, hat den Veranstaltern selbst aber das beste Gegenargument geliefert: „Copyright is for Losers“ (Copyright ist was für Verlierer). Auch die Wiener Ausstellung hat bei rund 100 ausgestellten Werken nicht mehr als fünf Originale vorzuweisen, drei davon sind zertifizierte Souvenirs vom Banksy-Hotel in Betlehem, die beiden Siebdrucke sind nicht als Original ausgeschildert.
Für viele Ausstellungsbesucher wird die Frage nach Original oder Fake vielleicht irrelevant sein. Kein Wunder in einer Welt, die das Faketum vielerorts zum Prinzip erhoben hat. Geht es jedoch um den Kunstmarkt, ist es das jedoch nicht. Banksy selbst ist hier heikel, denn seine Siebdruck-Editionen, die über die Jahre immer weniger wurden, sind am Kunstmarkt heiß begehrt, wie Lena Heidrich von der Wiener Galerie Gerald Hartinger bestätigt: „Wir suchen aktiv nach Banksy-Werken, fragen andere Händler an, erst am Mittwoch waren in London wieder Auktionen. Aber es ist extrem schwierig, weil die Preise durch die Decke gehen.“
Sieben Originalwerke hängen in ihrer Galerie in der Spiegelgasse. Wichtigstes Preiskriterium ist die Signatur, so Heidrich. Das zeige sich auch bei ihren Werken: Während sich die unsignierten Werke bei rund 30.000 Euro einpendeln, liegen die signierten Siebdrucke bei rund 200.000 Euro. Nicht nur am Kunstmarkt sind seine Werke begehrt, auch die Macher der Wiener Ausstellung wollten sich drei Werke leihen, die Galerie hat jedoch abgelehnt.
Doch wie weiß man gerade bei einem Künstler wie Banksy, dessen Identität geheim ist, ob das erstandene Kunstwerk aus seiner Werkstätte stammt? Seit 2009 betreibt er eine virtuelle Agentur namens „Pest Control“. Typisch Banksy-Humor, übersetzt heißt das so viel wie Schädlingsbekämpfung. Es ist seine Art, den Umgang mit seinen Werken zu kontrollieren. Über eine Website lädt man Fotos des Werkes und weitere Eckdaten hoch. Wird das Kunstwerk als authentisch eingestuft, bekommt man nicht nur ein Zertifikat, sondern eine ganz besondere Signatur: die Hälfte einer von ihm designten Banknote namens „Di-Faced Tenner“ mit einem Zahlencode. Die andere Hälfte der Banknote behält sich „Pest Control“ selbst. Fälschungssicherheit im Banksy-Style. Die Website versteht sich auch als einzige Verkaufsstelle seiner Kunst. Zu kaufen gibt es dort derzeit und wohl auch in Zukunft: nichts.