Fritz Csoklich hatte eine von christlichen Prinzipien geprägte Weltanschauung, Grundsätze und eine demokratische Gesinnung mit klaren Standpunkten. Er war ein Brückenbauer mit einer unmissverständlich demokratischen und toleranten Geisteshaltung. Sein Ziel war, historische Gräben zu schließen, die Demokratie zu stärken und zur einer vorwärtsgerichteten Verständigung unterschiedlicher Denkweisen und Gruppierungen beizutragen. In diesem Sinn suchte er lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs den Kontakt und den Austausch zu Politik und Kirche in den Ländern Ost- und Südosteuropas. Unter Fritz Csoklichs Ära als Chefredakteur (von 1960 bis 1994) entwickelte sich die Kleine Zeitung zur zweitgrößten Kauftageszeitung in Österreich mit einer weltoffenen, kritischen und demokratischen Haltung.
Am 5. Mai 2019 wäre der Ausnahmejournalist 90 Jahre alt geworden. An diesem Tag haben die Styria Media Group und die Kleine Zeitung den neuen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis bekannt gemacht. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis soll im Sinn von Csoklichs Wirken ein Signal für Haltung, Demokratie, Werte und Weltoffenheit setzen. Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group: „Die Herausforderungen unserer Welt werden komplexer. Es haben sich viele Themen angesammelt, die generationenübergreifende Lösungen benötigen, auch im kleinen Österreich. Unabhängige Medien als eine der Grundlagen für Demokratie und Pluralismus haben eine große Verantwortung, diese Zeit als Anker zu begleiten. Demokratische Werte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Dialogbereitschaft, Aufklärung und Bildung müssen uneingeschränkt auch das Fundament der Zukunft sein. Eine fixe, geistige Basis wie sie Fritz Csoklich Zeit seines Leben ohne Rücksicht auf den jeweiligen Zeitgeist vertreten hat.“
Als Preisträger kommen in- und ausländische Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Kunst und Publizistik infrage. In und mit ihrem Leben und Wirken in Österreich müssen diese Personen vor dem Hintergrund der Polarisierung, der lose gewordenen gesellschaftlichen Klammern, des Zweifels am Projekt Europa und der wachsenden Nationalismen dazu beitragen, Entwicklungen ins Positive zu verändern.
In diesem Sinne hat die Jury Arik Brauer zum ersten Preisträger gekürt. Die Auszeichnung wird dem 90-jährigen Maler, Grafiker Bühnenbildner, Sänger und Dichter am 22. Oktober in Wien überreicht, am 10. Todestag von Fritz Csoklich.
Die Begründung der Jury in Auszügen: „Arik Brauer ist ein begnadeter Erzähler, aus allem kann er eine Geschichte machen – mit seinen Liedern und mit seinen Bildern. Er singt von Einbeinigen, die auf der Kellerstiege Spiritus trinken, und von der zahnlosen Spinnerin, die den NS-Terror überlebt hat. Er malt den Brudermord, den Marsch der Juden aus der Wüste – und seinen Vater, der allein im Schnee steht, eine blaue Decke um die Schulter gewickelt, die ihm damals ein österreichischer SS-Mann reichte.
Alte Mythen und moderne Katastrophen, öffentliche Ereignisse und private Momente – von all dem erzählt Arik Brauer mit unverwechselbarer Stimme. Er hat im Gedenkjahr 2018 mit prägnanten Aussagen bei Veranstaltungen, bei denen mitunter FPÖ-Regierungsmitglieder anwesend waren, den Bogen von seiner Familiengeschichte zur heutigen Zeit gespannt. Dabei distanzierte er sich vom engen, vielfach ressentimentgeladenen Diskurs der FPÖ, ging aber im selben Atemzug mit den Empörten hart ins Gericht, die den Freiheitlichen holzschnittartig jegliches politisches Existenzrecht absprechen und hielt es zum Beispiel für einen Fehler, dass die FPÖ 2018 nicht zur Mauthausen-Gedenkfeier eingeladen wurde.
Arik Brauer ist jedenfalls eine wohltuende Stimme der Vernunft, die vorgezeichnete Wege meidet, den Diskurs des Erwartbaren durchbricht und sich jeder Einordnung entzieht.“
Michael Tschida