Vier Buchstaben machten Robert Indiana weltberühmt - aber sie waren auch der Anfang vom Ende seiner Karriere. In den 60er-Jahren begann der US-Künstler in New York mit dem Wort "LOVE" (Liebe) zu experimentieren und schuf schließlich eine erste Skulptur für das Indianapolis Museum of Art: Oben "L" und "O", letzteres leicht schräg, gestapelt auf "V" und "E", das Ganze bunt und mannshoch.
Heute stehen diese Skulpturen in Städten von Tokio bis New York
und sind zu einem der wiedererkennbarsten Kunstwerke der Welt
geworden. Unzählige Menschen fotografieren sich täglich davor. In
den 70er-Jahren druckte die US-Post das Bild auf eine Briefmarke,
die sich bis heute mehr als 300 Millionen mal verkauft hat. Indiana
schuf seine "Love"-Skulptur auch in anderen Sprachen und
Abwandlungen - "Vote" (wählen) zur Unterstützung der demokratischen Partei beispielsweise, oder "Hope" (Hoffnung) für den früheren
US-Präsidenten Barack Obama.
Aber der Erfolg seines Werkes brachte ihm kein Glück. Indiana
fühlte sich von seinen Nachahmern illegal kopiert und von der New
Yorker Kunstwelt missverstanden. 1978 zog er sich auf eine kleine
Insel vor der Küste des US-Bundesstaats Maine zurück, wo er bereits
am Samstag im Alter von 89 Jahren an Lungenversagen starb, wie die
"New York Times" unter Berufung auf seinen Anwalt berichtete.
Der missverstandene Pop-Art-Künstler
Geboren wurde Indiana 1928 im US-Bundesstaat Indiana als Robert
Clark, seinen Geburtsstaat verwandelte er später in seinen
Künstlernamen. Er war Einzelkind, seine Eltern hatten finanzielle
Probleme, zogen häufig um und trennten sich schließlich. Indiana ging nach der Schule zur Luftwaffe und studierte dann in Chicago Kunst. In den 50er-Jahren ging er nach New York und wurde Teil der Kunstszene - mit heute berühmten Freunden wie Cy Twombly und Andy Warhol. Mit seinem Kollegen Ellsworth Kelly führte Indiana lange eine Beziehung.
Indiana wurde Mitbegründer und Teil der Pop-Art-Szene und schuf
viel mehr als nur die "LOVE"-Skultpur. In weitaus dunkleren Werken
kritisierte er die Oberflächlichkeit der amerikanischen Gesellschaft
und die Grenzen des amerikanischen Traumes. "Er war ein Künstler der Konsequenz, der als One-Hit-Wonder missverstanden wird", sagte
Maxwell Anderson vom Dallas Museum of Art einmal der "New York
Times".
Zuletzt hatte Indiana ein kleines Comeback erlebt, vor allem mit
einer Retrospektive des New Yorker Whitney Museums 2013 - die
bezeichnenderweise den Titel "Robert Indiana: Beyond Love" (Robert
Indiana: Mehr als "Love") trug. Zur Eröffnung reiste der Künstler
noch selbst an.
Danach aber zog er sich wieder auf seine kleine Insel zurück, wo
er zwar weiter arbeitete, aber so gut wie niemanden mehr an sich
heran ließ, was viele Menschen vor den Kopf stieß.
Der Höhepunkt kam einen Tag vor seinem Tod: Die Morgan Art
Foundation, die sich als langjährige Kunstagentur von Indiana sieht,
reichte Klage ein gegen einen New Yorker Kunstverleger und einen
Mann, der sich auf der Insel um den Künstler gekümmert hatte. Die
beiden Männer hätten Indiana abgeschottet, ausgenutzt und Rechte
verletzt. Ob diese Klage nach dem Tod von Indiana noch vor Gericht
verhandelt werden wird, war zunächst nicht klar.
Christina Horsten/dpa