Geht alles gut, ist es für Graz ein spektakulärer Coup: Erwin Wurms Biennale-Skulptur, ein auf die Schnauze gestellter und in einen Aussichtsturm verwandelter Laster, soll schon bald auf dem Reininghaus-Areal stehen, hofft der Grazer Architekt Hermann Eisenköck, „als künstlerische Intervention und starkes Signal für den neuen Stadtteil.“ Eisenköck hat heuer nicht nur den Zubau zum österreichischen Pavillon auf der Kunstbiennale geplant, er verantwortet auch die Gesamtgestaltung von Reininghaus. Deren Betreiber Asset One stehe dem Vorhaben positiv gegenüber, auch Kulturlandesrat Christopher Drexler und der Grazer Kulturstadtrat Günter Riegler hätten bei der Finissage in Venedig großes Interesse gezeigt. Und auch von Wurm selbst sei die Idee „grundsätzlich“ abgesegnet, „als gebürtiger Steirer hat er nach wie vor eine große Affinität zu seinem Heimatbundesland“, sagt Eisenköck.
Was wohl mit dazu beiträgt, dass auch Wurms „Fat House“ möglicherweise bald den Grazer Skulpturenpark schmückt. Die adipös aufgequollene Behausung, vom Londoner Designmagazin Dezeen jüngst unter die zehn wichtigsten Skulpturprojekte der Gegenwart gereiht, steht derzeit noch im Wiener Belvedere, über die Bedingungen einer Übersiedelung müssen sich Belvedere-Chefin Stella Rollig und Joanneums-Dirketor Wolfgang Muchitsch erst noch einig werden.
"Signalwirkung"
An eine „Signalwirkung“ von Truck und Haus für Graz glaubt jedenfalls auch Biennalekommissärin Christa Steinle. Sie wird es wissen: Ihr Österreich-Pavillon in Venedig mit Wurm und Brigitte Kowanz verzeichnete heuer rekordverdächtige 300.000 Besucher. Möglicher Stolperstein: die Transportkosten, allein die Installation des Trucks in Venedig kostete 180.000 Euro. „Dort waren die Bedingungen aber extrem kompliziert“, resümiert Eisenköck.
Wurm selbst, allein 2018 für 17 internationale Museumsausstellungen engagiert, ist jedenfalls beiden Projekten „grundsätzlich zugeneigt und zu Gesprächen bereit“, sagt er der Kleinen Zeitung. Zeit zu verhandeln ist gibt es ja noch. Demnächst reist der Truck, der derzeit in Wurms Atelier im niederösterreichischen Limberg restauriert wird, einmal nach Südkorea. Eine weiters geplante Ausstellung im öffentlichen Raum in New York scheiterte an der Unmöglichkeit, das Kunstobjekt behindertengerecht umzubauen.
Ute Baumhackl