Gegenüberstellungen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Sammlung stehen 2018 im Zentrum des Ausstellungsprogramms im Kunsthistorischen Museum (KHM). Flaggschiffe sind eine "Once in a Lifetime"-Schau zum Werk Peter Bruegel d.Ä., eine Gastausstellung der Eremitage sowie zahlreiche zeitgenössische Interventionen. Generaldirektorin Sabine Haag stellte das "bunte Programm" am Montag vor.
Erklärtes Ziel der im Laufe des Jahres 2019 scheidenden Generaldirektorin ist es, "der Evolution von Themen nachzuspüren und die Sammlung nicht isoliert zu befragen, sondern Kooperationen einzugehen". Aus einem breit angelegten Forschungsprojekt mit Unterstützung der Getty Panel Paintings Initiative ist die große Bruegel-Ausstellung hervorgegangen, die am 2. Oktober im Vorfeld des 450. Todestags des flämischen Meisters im Jahr 2019 eröffnet: Die 44 Gemälde umfassende Schau sei weltweit die erste große monografische Ausstellung des Künstlers, wie Stefan Weppelmann, Direktor der Gemäldegalerie, erläuterte.
Bruegels gesamtes Schaffen
Neben den zwölf Tafeln, die das Kunsthistorische Museums in seiner Sammlung besitzt, ergänzen zahlreiche internationale Leihgaben die Ausstellung, die einen "nie da gewesenen Überblick" über Bruegels gesamtes Schaffen ermöglichen soll. Ergänzt wird die Schau mit einer repräsentativen Auswahl an Zeichnungen und Grafiken des Künstlers. Basis für den neuen Blick auf Bruegels Arbeiten ist eine eingehende Zustandsüberprüfung und umfassende technologische Untersuchung im Rahmen des Forschungsprojekts.
Den Auftakt des Jahresprogramms macht allerdings ab 13. Februar die anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt aufgestellte "Klimtbrücke", die in einer Höhe von zwölf Metern den Besuchern detaillierte Blicke auf die Gemälde in der Eingangshalle des KHM ermöglicht. Im Zuge dessen wird - wie bereits im Jahr 2012 - eine vier Tonnen wiegende Brücke über das Stiegenhaus gespannt. Zugleich wird mit dem Gemälde "Nuda Veritas" eines der berühmtesten Gemälde des Wiener Malers in der Antikensammlung gezeigt. Die erstmalige Präsentation des Werks in diesem Kontext schaffe "einen neuartigen und spannungsgeladenen Erfahrungsraum".
In den Sommermonaten ist die St. Petersburger Eremitage zu Gast in Wien: Mit Gemälden von Tintoretto, Poussin, van Dyck und Rembrandt ist von Juni bis September eine der bedeutendsten europäischen Gemäldesammlungen im KHM zu bewundern. Die Gäste aus Russland sollen dabei in einen Dialog mit Werken der Gemäldegalerie treten. Im Anschluss werde die Schau mit KHM-Beständen in St. Petersburg gezeigt.
Ein lebhafter Dialog
Weiters auf dem Programm steht ab 6. März die Intervention "The Shape of Time": Eine Auswahl bedeutender, ab dem Jahr 1800 (in dem die Sammlung des KHM endet) geschaffener Kunstwerke soll die Besucher bis in die Gegenwart führen. Die Leihgaben werden dabei gezielt in den Schauräumen der Gemäldegalerie installiert und sollen in einen "lebhaften Dialog mit historischen Werken und Künstlern treten", so Kurator Jasper Sharp. Zu sehen sind Arbeiten von u.a. Manet, Cezanne, Mark Rothko, Maria Lassnig oder Franz West. Mit Peter Doig und Kerry James Marshall wurden zudem lebende Künstler eingeladen, jeweils ein Werk speziell für die Ausstellung zu schaffen.
Ein Wiedersehen gibt es ab 7. März auch mit der Serie "Ganymed". Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf werden mit "Ganymed Nature" diesmal die Natur zur Hauptdarstellerin machen. Texte kommen etwa von Buchpreisträgern Eva Menasse und dem türkischen Schriftsteller Ahmet Altan. Im Theseustempel ist 2018 das Werk des kubanisch-amerikanischen Künstlers Felix Gonzalez-Torres (1957-1996) zu sehen (25. April bis 7. Oktober), ab 8. Mai widmet sich die Schau "Der vergessene Papyrus" einem Papyrus-Fund in einem Ibis-Tonkegel.
Der Filmemacher Wes Anderson und seine Frau Juman Malouf treten schließlich im Herbst auf den Plan, wenn sie eine Ausstellung mit Objekten und Werken aus der KHM-Sammlung kuratieren. Im Rahmen der Ausstellungsreihe waren bereits Ed Ruscha und Edmund de Waal in Wien zu Gast. Über die Besucherzahlen des noch laufenden Ausstellungsjahres wollte Sabine Haag noch nichts sagen, man gehe aber von einer erneuten Steigerung aus.