Felicitas Thun-Hohenstein wird 2019 die erste "Kuratorin" des Österreich-Pavillons bei der Biennale von Venedig. Dies teilte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) der APA mit. Der Titel der "Kommissärin" wird fallengelassen - als Teil einer Neukonzeption für Österreichs Auftritt bei der Kunst- wie bei der Architekturbiennale, die weitere organisatorische Änderungen umfasst.
Die 53-jährige Thun-Hohenstein, Professorin an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wird somit 2019 für die Gestaltung der Anlage bei der 58. Kunstbiennale verantwortlich zeichnen - und dabei erstmals einer weiblichen Künstlerin den Pavillon zur alleinigen Bespielung überlassen. "Es ist doch ein Anachronismus, dass seit der Etablierung des österreichischen Pavillons noch nie eine Einladung an eine Künstlerin zur Einzelpräsentation ging", unterstreicht Thun-Hohenstein im APA-Gespräch: "Ich schlage also einen Wendepunkt vor in der österreichischen Ausstellungspolitik, einer, der dieser Blindstelle Rechnung trägt und auch deshalb notwendig ist, um den Anschluss an die internationale Entwicklung nicht zu verlieren."
Pavillon und Palazzo-Schau
Für die konkrete Festlegung auf eine Person wolle sie sich noch Zeit lassen, auch wenn klar sei, wohin die Reise gehen soll. Entscheidend sei dabei in ihren Augen weniger, ob es sich bei der Betreffenden um eine bereits etablierte Künstlerin oder eine Nachwuchshoffnung handle, so Thun-Hohenstein: "Ich möchte das Thema eigentlichen nicht über die Generationenfrage abhandeln." Zusätzlich zum Pavillon ist eine Ausstellung in einem venezianischen Palazzo geplant, in der die österreichische Gegenwartskunst generationenübergreifend präsentiert werden soll.
Dass Thun-Hohenstein vorsehe, den Pavillon einer Einzelkünstlerin zu überlassen, sei eines der zentralen Argumente für ihre Bestellung gewesen, betonte auch Kulturminister Drozda: "Nach 124 Jahren Präsenz in Venedig, ist es wahrlich an der Zeit, dass im österreichischen Pavillon eine Solokünstlerin gezeigt wird. Damit beenden wir eine strukturelle Schieflage und schlagen ein neues Kapitel in der Geschichte unserer Biennale-Beiträge auf."
Ein weiteres überzeugendes Argument sei die Idee der Kuratorin, ab März 2018 gemeinsam mit der Akademie der bildenden Künste eine Diskursreihe zur Biennale zu starten. Thun-Hohenstein plant eine Schiene unter dem Titel "Biennale Revisited". Es gehe dabei um einen Diskurs, in dem Fragen nach dem Anachronismus von Länderpavillons oder der verstärkten Wirkung in die Zivilgesellschaft hinein thematisiert würden und der sich zur Biennale hin verdichte und weiterwirke. "Es ist ja durchaus problematisch, dass hier für ein paar Wochen Millionen aufgestellt werden und danach alles wieder entfernt wird", so die frischernannte Kuratorin.
Budget-Erhebung
Im Zuge der Bestellung Thun-Hohensteins setzt Drozda auch eine Organisationsreform für die Biennalen-Gestaltung in Gange, die heuer unter anderem von Museumsexperte Alfred Weidinger scharf kritisiert worden war. Demnach will man die künstlerischen Entscheidungen von den organisatorischen unabhängig machen. "Die Frage des italienischen Denkmalschutzes oder wer die Aufsicht anstellt, sollte man von den künstlerischen Entscheidungen trennen", so Drozda: "Es ist ja nicht sinnvoll hier jedes Jahr das Rad neu zu erfinden." Ziel ist der Aufbau eines Biennale-Büros in der Kunst- und Kultursektion. Ein Handbuch zur Organisation soll den Übergang von einer Biennale zur nächsten erleichtern und eine langfristige Fundraising-Struktur aufgebaut werden.
Wie bei der Architekturbiennale 2018 hebt Drozda zugleich das Budget vonseiten des Bundes von 400.000 auf 450.000 Euro an. "Ich hatte vor, es dann auf 500.000 Euro anzuheben. Aber wie das eine neue Bundesregierung handhabt, weiß ich natürlich nicht", so der SPÖ-Kulturminister.