Die bisher größte Klimt-Ausstellung an der amerikanischen Westküste eröffnet am Samstag in San Francisco. Verantwortlich dafür sind zwei Österreicher: Max Hollein, der die "Fine Arts Museums of San Francisco" (FAMSF) seit Juni 2016 leitet, und der frühere Direktor des Leopold Museums, Tobias Natter, der "Klimt & Rodin: An Artistic Encounter" (eine künstlerische Begegnung) kuratiert hat.
"Es ist erstaunlich: Noch nie hat eine Ausstellung Klimt und Rodin zusammengebracht", wundert sich Natter im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Die knapp hintereinanderliegenden 100. Todestage der beiden Künstler - Rodin starb am 17. November 1917, Klimt am 6. Februar 2018 - hätten "für kurze Zeit ein window of opportunity geöffnet", sagt Hollein. Dieses Fenster wird sich 2018 rasch wieder schließen, wenn vor allem Wien das Klimt-Gedenkjahr zelebrieren wird.
Beethovenfries als Reproduktion
Hollein und Natter gelang es, 35 Werke Klimts nach San Francisco zu bekommen, die Hälfte davon Gemälde wie die "Nuda Veritas" aus dem Österreichischen Theatermuseum, "Die Jungfrau" aus der Prager Nationalgalerie, das "Porträt von Ria Munk III" aus der Lewis Collection und viele weitere Leihgaben aus dem Belvedere, der Albertina, dem Lentos, der Sammlung Kamm im Kunsthaus Zug oder aus Ronald Lauders Neue Galerie in New York.
Einen der Höhepunkte der Schau gibt es nur als großformatige Reproduktion: Klimts "Beethovenfries" aus der Secession. Dieser dient nicht zufällig als Drehpunkt dieser Schau. Anlässlich der Beethoven-Ausstellung 1902, ein Jahr nachdem Rodin selbst in Wien gefeiert worden war, kam es zum einzigen Aufeinandertreffen der beiden Künstler. Rodin, auf der Höhe seines Weltruhms, zeigte sich beeindruckt. Natter zitiert in seinem Katalogbeitrag genüsslich und beziehungsvoll aus Rodins damaligen Lobesworten: "Ihre künstlerische Tätigkeit wird nicht nur Ihrem Land von Nutzen sein, sie wird Europa bereichern. Sie wird ihren Widerhall auch in Amerika finden."
Dass die Ausstellung auch bei Rodin aus dem Vollen schöpfen kann - gezeigt werden rund 25 Skulpturen und Zeichnungen - verdankt sich vor allem der frühen Sammeltätigkeit von Alma de Bretteville Spreckels (1881-1968). Die Gattin eines Zucker-Magnaten ließ als Mäzenin u.a. den Schauplatz der Klimt/Rodin-Ausstellung, die Legion of Honor, errichten. Das Museum, eine Replik des französischen Pavillon der Panama Pacific International Exposition (1915) bzw. des unweit des Pariser Musee d'Orsay gelegenen Palais de la Legion d'Honneur, besticht nicht nur mit einem fantastischen Blick auf die Golden Gate Bridge, sondern auch mit einer Kunstsammlung, in der Werke von El Greco und Rubens ebenso zu finden sind wie von Monet, Degas und Rodin. "Sie hat als junge Frau bei ihm direkt im Atelier gekauft und so erstklassige Abgüsse aller wesentlichen großen Skulpturen bekommen", schwärmt Natter von "einer der besten Rodin-Sammlungen weltweit".
Es gebe viele Gemeinsamkeiten zwischen Klimt und Rodin, erzählt Natter, etwa die Oberflächenbehandlung, die Faszination für das Porträt und die weibliche Allegorie. Beide seien "hommes à femmes" gewesen und hätten sich in einem gigantischen zeichnerischen Werk (das bei Rodin mit rund 10.000 Zeichnungen sogar doppelt so groß sei wie bei Klimt) auch immer wieder dem weiblichen Akt in sehr expliziter Darstellung gewidmet. Einen großen Unterschied gäbe es allerdings, gibt Natter zu bedenken: "Während Rodin eine ganze Werkstatt unterhielt und im Atelier Hof hielt, ließ Klimt nur wenige in sein Atelier. Das ist auch der Grund für die ganzen Legenden, die sich dazu gebildet haben."