Eigentlich ist Anton Koligs Stellung als einer der Wegbereiter der Avantgarde in Österreich unbestritten. "Dennoch machen wir seit vielen Jahrzehnten die erste Einzelausstellung zu Anton Kolig in Wien", unterstrich am Donnerstag Leopold-Museumskurator Franz Smola: Er zeichnet federführend für die nun im Haus startende Schau verantwortlich, die einen Gutteil des überlieferten Bestandes versammelt.

Dass just das Leopold Museum die Ausstellung organisiert, ist nicht verwunderlich, nennt die Stiftung doch 20 Gemälde Koligs ihr Eigen, zu denen noch weitere zehn in der Leopold-Privatsammlung kommen. Ergänzt werden die Arbeiten für die Ausstellung nun durch Leihgaben. Und so sind etwa 110 Arbeiten vereint zu bewundern, darunter 50 auf Papier. Damit ist rund die Hälfte der überlieferten und bekannten Gemälde in Wien zu sehen. Sie zeichnen das Bild eines Malers, der sich - abgesehen von den Landschaftspanoramen - in jedem der großen Genres versuchte und diese mit expressiver Farbigkeit und meist dynamischem Pinselstrich interpretierte, aber stets figural blieb.

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht © (c) Leopold Museum/Foto: Lisa Rastl

Nötsch

Geboren wurde Kolig 1886 im mährischen Neutitschein und besuchte danach die Kunstgewerbeschule in Wien, bevor er in den kärntnerischen Heimatort seiner Frau, nach Nötsch, übersiedeln sollte, wo er Teil des späteren Nötscher Künstlerkreises wurde. Es folgten prominente Auftragsarbeiten wie 1923 die Innenausstattung von Clemens Holzmeisters Krematorium oder 1929 die Ausmalung des Sitzungssaals des Kärntner Landhauses in Klagenfurt.

Zu dieser Zeit war Kolig bereits Professor in Stuttgart - diesen Posten hatte er von 1928 bis 1943 inne, als er ohne Bezüge zwangspensioniert wurde. "Kolig hat sich von den Nazis ferngehalten und ist nicht der Partei beigetreten", unterstrich Smola. Der Künstler kehrte nach Nötsch zurück, wo er 1944 bei einem Bombenabwurf verschüttet wurde - ein Ereignis, an dessen Folgen er bis zu seinem Tod 1950 leiden sollte.

Farbkraft

In den letzten Jahren nach dem Krieg veränderte sich denn auch das Werk des Malers, der etwa nicht realisierte Entwürfe für die neuen Glasfenster des Stephansdoms ablieferte - Arbeiten die vor Farbkraft nur so sprühen und weicher gehalten sind als die früheren. "Die Sensation dieser Ausstellung ist, dass es gelungen ist, die wichtigen Werke der Spätzeit zusammenzubringen", freute sich deshalb auch Elisabeth Leopold: "Dieses Spätwerk ist so leuchtend, so bezaubernd - es bringt uns eigentlich in eine andere Welt."

Anton Kolig, Selbstbildnis, 1923, Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK
Anton Kolig, Selbstbildnis, 1923, Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK © Neumüller/Leopoldmuseum

Ganz diesseitig hingegen sind die Männerakte, die Kolig Zeit seines Lebens als ein zentrales Motiv im Oeuvre begleiteten. Konsequenterweise ist den zahlreichen Jünglingen in nackten, allegorischen Posen und doch stets sehr irdisch ausgeführt ein eigener Saal im Leopold Museum gewidmet. Es folgen die Porträts, die der aufstrebende Künstler in der Zwischenkriegszeit von der Wiener Gesellschaft respektive seiner eigenen Familie gefertigt hat. Und an die Stillleben reiht sich das farbreiche Spätwerk, unter dem sich nicht zuletzt die bereits 1944 entstandene Allegorie "Atombombe" findet - ein Jahr vor dem Abwurf auf Hiroshima.