Die documenta steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die Geschäftsführung muss einen Bericht vorlegen, Wirtschaftsprüfer sehen sich die Bücher an, Land Hessen und Stadt Kassel springen mit Bürgschaften ein, wie am Dienstag bekannt wurde. Die wichtigste Kunstausstellung der Welt endet an diesem Wochenende.
Die "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" hatte berichtet, dass die documenta sich in einer "dramatischen finanziellen Schieflage" befinde. Nach Informationen des Blattes fehlen sieben Millionen Euro. Die Stadt bestätigte am Nachmittag "Sicherheitszusagen der Gesellschafter", äußerte sich aber nicht zu der Höhe des Defizits. Stadt und Land sollen Bürgschaften über jeweils 3,5 Millionen Euro für Darlehen übernommen haben.
Der Gesamtetat der documenta für die laufende Ausstellung liegt bei 37 Millionen Euro. Der genaue Grund für das finanzielle Loch war zunächst unklar. Der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende der documenta gGmbH ist, wurde nach eigenen Angaben "Ende August 2017 über drohende finanzielle Engpässe informiert". Auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats sei dank eines "aktualisierten Liquiditätsplans" sichergestellt worden, dass "der Betrieb der aktuell laufenden d14 bis zu ihrem planmäßigen Abschluss am 17. September in jedem Fall gewährleistet" ist.
Danach aber müssen weiter Gehälter gezahlt, der Abbau bewerkstelligt und Rechnungen beglichen werden. Damit das möglich ist, hätten "die Stadt Kassel und das Land Hessen vereinbart, dass die Liquidität der Gesellschaft auch darüber hinaus sichergestellt wird" - und zwar durch Sicherheitszusagen beziehungsweise Bürgschaften. Auch das Land Hessen und die documenta kündigten Stellungnahmen an.
Zur Halbzeit war die Zwischenbilanz noch positiv
Zur Halbzeit der documenta in Kassel hatten die Macher um den künstlerischen Leiter Adam Szymczyk noch eine positive Zwischenbilanz gezogen. "Sehr zufrieden können wir auf den bisherigen Verlauf der documenta 14 in Athen und Kassel zurückblicken", sagte Ende Juli die Geschäftsführerin der documenta, Annette Kulenkampff. Bis Ende Juli seien 445.000 Besucher gezählt worden, das seien 17 Prozent mehr gewesen als bei der Halbzeit der vorherigen documenta im Jahr 2012.
Die documenta ist die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst und wird seit 1972 alle fünf Jahre veranstaltet. In diesem Jahr war mit Athen erstmals eine weitere Stadt gleichberechtigter Standort der documenta neben Kassel.
Die Ausstellung in Athen war bereits Mitte Juli nach 100 Tagen zu Ende gegangen. In Kassel dauert die documenta noch bis zum Sonntag (17.9.) an. Mehr als 160 Künstler zeigen dort an 30 Standorten ihre Werke.