Cornelius Kolig feiert am Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Der vielseitige Künstler ist immer noch hochaktiv, unbequem, lässt sich in keine Schublade verstauen und schon gar nicht instrumentalisieren. Die Anfeindungen früherer Jahre, vor allem von Politikern rechts der Mitte vorgetragen, sind abgeebbt. Aber Kolig hat sich davon ohnehin niemals beirren lassen.

"Fäkalkünstler" so schallte es ihm, dem Enkel von Anton Kolig, oft entgegen. Tatsächlich dreht sich das Werk des 1942 in Vorderberg im Gailtal geborenen Künstlers seit vielen Jahrzehnten immer um die gleichen Themen: Sexualität, Tod und die menschlichen Ausscheidungsprodukte. Kotabgüsse und Urinbilder gibt es in Koligs Werk ebenso wie Kopulationsvorrichtungen; Penisse, Brüste und weibliche Geschlechtsorgane sind in Bildern, Plastiken und Installationen verewigt. Zu den teils heftigen Kritiken an ihm meint Kolig: "Wenn das, was mit dem Unterleib zu tun hat, in den Kunstraum erhoben wird, entsteht ein Konflikt." Ein weiterer seiner stets leise und ruhig gesprochenen Sätze lautet: "Alle Menschen haben mit diesen Dingen zu tun. Aber in dem Moment, wo es öffentlich wird, erhält es Sprengkraft."

Kolig hat sich in seinem "Paradies" in Vorderberg ein Winkelwerk von Hallen und Höfen, Türmen und Nischen errichtet, in dem die üppige Natur mit ihrer Vielfalt an Farben und Gerüchen mit der eigenwilligen Architektur und den unnachahmlichen Objekten und Installationen Koligs ein einzigartiges Gesamtkunstwerk ergeben. Als vor mittlerweile 14 Jahren ein Hochwasser das Areal verwüstete und Millionenschäden anrichtete, baute Kolig sein "Paradies" in jahrelanger Arbeit wieder auf.

Der Skandal

Die heftigste Auseinandersetzung mit der Politik hatte Kolig ab 1998, als er vom Land Kärnten den Auftrag erhielt, den Kolig-Saal im Kärntner Landhaus neu zu gestalten. Dort hatten die Nazis nach ihrer Machtübernahme die Fresken seines Großvaters abgeschlagen. Der Enkel nahm die alten Fresken, von denen es Fotos gibt, als Vorlage und schuf daraus eigene Bilder, die er durch Installationen ergänzte. "Kronen Zeitung" und Jörg Haiders FPÖ wüteten gegen den Künstler mit Diffamierungen und Beschimpfungen. Der damalige Landeshauptmann Christof Zernatto (ÖVP) hielt an Kolig und dem Projekt fest. Heute gibt es dagegen keine Widerstände mehr.

Im Oktober 2006 wurde Kolig sogar vom freiheitlichen Kulturreferenten für den Kulturpreis des Landes Kärnten vorgeschlagen. Kolig nahm den Preis an, um ihn aber nicht aus Haiders Hand entgegennehmen zu müssen, konstruierte der findige Künstler einen Greifzangenapparat, mit dem er zur Preisverleihung erschien. Die Lacher hatte er damit auf seiner Seite.

Die Öffentlichkeit war nie Koligs Metier, auch in Sachen Eigen-PR hielt er sich stets zurück. Das "Paradies" des mit einer Ärztin verheirateten Künstlers und bekennenden Katzenliebhabers steht aber für Besucher offen.