Ein Marinesoldat schnappt sich auf dem New Yorker Times Square eine Krankenschwester und drückt ihr im Freudentaumel einen Kuss auf den Mund: Am 14. August 1945, am Tag des Sieges der US-Streitkräfte über die Japaner, machten George Mendonsa und Greta Friedman Geschichte - weil Fotograf Alfred Eisenstaedt im richtigen Moment abdrückte.
Das tausendfach reproduzierte Foto zählt zu den großen Bild-Ikonen des 20. Jahrhunderts. Nun ist Greta Friedman mit 92 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Die Begegnung mit dem Matrosen schilderte sie dem Sender CBS 2012 so: In ihrer Pause als Zahnarztassistentin habe sie sich der jubelnden Menge auf dem Times Square angeschlossen: "Ich sah ihn überhaupt nicht auf mich zukommen, da hatte er mich schon im Arm!"
Das Bild erschien eine Woche später im "Life"-Magazin und avancierte rasch zur Legende. Mendonsa erzählte später, er habe mit seiner Braut das Kriegsende gefeiert und im Überschwang einfach begonnen, alle Frauen abzuküssen, die ihm in den Weg kamen.
Identifikation nach 35 Jahren
Friedman und Mendonsa sahen sich übrigens nach dem Kuss nicht wieder. Wer die beiden bis dahin Unbekannten auf dem Foto waren, konnte ohnehin erst 1980 geklärt werden. "Life" hatte eine Umfrage nach den beiden gestartet.
Detail am Rande: Im Laufe der Jahrzehnte hatten etliche Männer und Frauen behauptet, sie seien das Paar auf dem Bild. Letztlich klärten Forensiker und Spezialisten für Gesichtserkennung: Die beiden Küssenden waren tatsächlich Friedman und Mendonsa.
Emigrantin aus Österreich
Friedman, eine Emigrantin aus Österreich, hatte inzwischen geheiratet, zwei Kinder bekommen und arbeitete inzwischen als Buchrestauratorin und Designerin für Puppenkleider. 1981 machte sie ihren Universitätsabschluss - im selben Jahr wie ihr Sohn und ihre Tochter.
Das Foto bezeichnete sie später als "wunderbaren Zufall - ein Matrose und eine Frau im weißen Kleid." Ohne diese Schwesterntracht, stimmte auch Fotograf Eisenstaedt zu würde es das Bild wahrscheinlich gar nicht geben: "Hätte sie etwas Dunkles angehabt, hätte ich gar nicht abgedrückt."
Übrigens: Erst 2012, stolze 67 Jahre später trafen sich Friedman und Mendonsa zum zweiten Mal in ihrem Leben: TV-Sender CBS hatte das Treffen der beiden an genau dem Ort arrangiert, an dem der legendäre Kuss stattgefunden hatte. Mendonsas späte Rechtfertigung: "Ich war so aufgeregt, dass der Krieg zu Ende war, und hatte auch schon ein paar gekippt, als ich die Schwester sah, also nahm sie einfach in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf."