Es ist eine Wucht, nicht nur was seine Maße betrifft: Schwarz, opulent, wie ein schwarzes, zotteliges Monster auf schwarzem Grund gebärdet sich „Face of the Night (for Octavio Paz)“, um 1977–1979/1981. Mag sein, dass das Gemälde nicht mit seiner Werkgruppe „Elegies to the Spanish Republic“ oder seiner Serie „Opens“ mithalten kann, aber es steht exemplarisch dafür, wie Robert Motherwell (1915–1991) an seine Kunst heranging. Sie war nie ganz fertig, Überarbeitungen jederzeit möglich.
Wie eben auch „Face of the Night (for Octavio Paz)“ über die Jahre immer wieder weiterbearbeitet wurde. Ursprünglich von einer prähistorischen Wandmalerei in Altamira inspiriert, kamen nach dem Besuch einer Matisse-Ausstellung bunte Streifen hinzu, die der Künstler zwei Jahre später zum größten Teil wieder übermalte. Expression in Reinkultur. Nicht umsonst steht Robert Motherwell wie nur wenig andere für den abstrakten Expressionismus, der sich in den USA ab den 1940er-Jahren etablierte. Den Boden dafür aufbereitet aber hatten mehrere Europäer, die während des Zweiten Weltkriegs nach New York kamen, darunter André Breton und Marcel Duchamp.
Robert Motherwells Herangehensweise war jedoch nicht nur die reine Emotion und Intuition, die bei den abstrakten Expressionisten in den USA oft mitschwingt, sondern die Aufarbeitung philosophischer, literarischer, politischer oder auch kunsthistorischer Einflüsse. Das zeigt sich eben auch in den „Elegies to the Spanish Republic“: In mehr als 150 Werken hat er sich mit den Gräueltaten des Spanischen Bürgerkriegs auseinandergesetzt. Ikonen der Kunstgeschichte: einschüchternde, die Leinwand okkupierende dreidimensionale Körper, die selbst in den hohen Ausstellungsräumen noch bedrohlich wirken. Rund 40 meist großformatige Werke sind in der Ausstellung zu sehen, die vor allem auch eines möglich machen: mit der künstlerischen Entwicklung Motherwells in die Welt des abstrakten Expressionismus einzutauchen. Lohnenswert!