Ein Fest für die steirische Kultur: Am Dienstag wurde im Grazer Dom im Berg die Landeskulturpreise 2022 verliehen. Landeshauptmann Christopher Drexler würdigte dabei Preisträgerinnen und Preisträger in acht Kategorien: Der Literaturpreis des Landes ging an die tschechische Autorin Radka Denemarková. Den Peter-Rosegger-Literaturpreis erhielt Ulrike Haidacher. Das Ensemble Schallfeld wurde mit dem Großen Interpretationspreis ausgezeichnet, Komponistin Elisabeth Harnik mit dem Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis. Franz Kapfer erhielt den Würdigungspreis für Bildende Kunst. Der Volkskulturpreis ging an Georg Schütky und Archie Hochörtler vom Musikverein Allerheiligen-Mürzhofen. Für die unkonventionelle junge Performerin Ursula Graber gab es den Morgenstern-Preis. Der Glanzstück-Preis für regionale Kulturarbeit ging an den Griessner Stadl im obersteirischen Stadl an der Mur. Die zwei letzten Preise vergibt das Land Steiermark in Kooperation mit der Kleinen Zeitung.

In ihrer Dankesrede im Namen aller Geehrten hielt Radka Denemarková, die den Literaturpreis des Landes für ihren Roman "Stunden aus Blei" (Hoffmann & Campe) erhalten hatte, ein glühendes Plädoyer für die freie Meinungsäußerung. Und dankte dabei auch für die künstlerische Freiheit, die sie als Grazer Stadtschreiberin in der Saison 2017/18 im Cerrini-Schlössl auf dem Schlossberg erleben durfte. Denemarková berief sich dabei auf Virginia Woolfs berühmten Essay "Ein Zimmer für sich allein", demzufolge erst die Unabhängigkeit von gesellschaftlicher und finanzieller Bedrängnis Autorinnen (und auch Autoren) den Mut verleiht, "genau das zu schreiben, was wir denken".

Das, führte die Rednerin in ihrem fulminanten Text aus, sei heute nicht weniger bedeutsam als 1948, im Jahr der Menschenrechtserklärung: "Der Kampf um Freiheit und freies, kritisches Denken ist zu jeder Zeit schwierig und endet nie" stellte sie fest. Nicht nur angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sowie  totalitärer und nationalistischer Tendenzen in Europa: "Die Redefreiheit, die man real besitzt, ist ein Produkt der in dem realen Staat herrschenden Bedingungen, aber auch der Bedingungen, die virtuelle Staaten wie Facebook, Google und Twitter oder andere Plattformen, Verleger, Sender, Zeitungen, Universitäten und so weiter setzen und die dort, wo man lebt, relevant sind", so Denemarková. "In dem globalen Informations- und Kommunikationssystem ist der Kampf um die Wortmacht auch ein Kampf um die Weltmacht."

Fazit: "Wo das Geld spricht, schweigt die Wahrheit." Gerade in solchen Systemen sei aber jede Kunst "auch eine Oase des Humanismus". Und gerade in diesem Kontext gelte es die kulturpolitischen Bemühungen des Landes zu würdigen: "Das Land Steiermark engagiert sich tief in der Vermittlung der Menschenrechte als Basis unserer kulturellen Werte und weiß, dass das vereinigte Europa die gelungene Antwort auf unsere Geschichte und unsere Geografie ist, und wenn wir Europa nicht zum vollwertigen Mitspieler auf der Weltbühne machen, dann werden wir alle als Einzelne zu Spielbällen anderer Mächte." Dabei, so Denemarková, sei eines zu beachten: "Die Wahrheit, die Demokratie und die Menschenrechte sind das Kostbarste, was wir in Europa haben."