Wo im Winter für gewöhnlich Eishockey gespielt wird, fand am Freitagabend erstmalig das Eröffnungskonzert des Kärntner Festivals statt. Denn aufgrund der Pandemie war diesmal alles anders: Alle Besucher der nüchternen Ossiacher See Halle in Steindorf trugen bis zu ihren Sitzplätzen Mund-Nasen-Schutz, kein Bundespräsident, keine Pause, kein Empfang danach. Aber man war trotzdem glücklich, dass der Carinthische Sommer in seinem 52. Jahr stattfinden kann, wie Intendant Holger Bleck betonte. Kein Geringerer als der Philosoph Konrad Paul Liessmann hielt die Festrede: Gemäß dem heurigen Festivalmotto „Feuertrunken“ stellte er kluge Betrachtungen über Schillers Ode an, die Beethoven im letzten Satz seiner 9. Symphonie vertont hatte. Landeshauptmann Peter Kaiser, der sich aufgrund eines Kontakts mit einem Corona-Infizierten in Quarantäne begeben hatte, eröffnete die Festspiele mittels Audio-Grußbotschaft.
Aber davor, dazwischen und danach hatte die Musik das Wort: Das Wiener Jeunesse Orchester unter Christoph Ehrenfellner begann mit einer frisch musizierten 1. Symphonievon Ludwig van Beethoven. Aber damit nicht genug, denn anschließend wurden gleich alle „neun Sinfonien von Beethoven für Orchester und Eisverkäuferkuhglocke“ von Louis Andriessen in etwa 15 Minuten serviert: Klar erkennbare, originale Zitate verschmolzen augenzwinkernd ineinander und wurden teils mit Jazz-Elementen unterfüttert. Auch hier zeichneten sich die jungen Musikerinnen und Musiker mit Spielfreude und Feuer aus.
Das Beste kam zum Schluss: Schlagzeug-Star Martin Grubinger spielte mit unglaublicher Virtuosität auf 20 verschiedenen Schlaginstrumenten das rhythmisch höchst komplexe Konzert für Solo-Schlagzeug und Orchester von Kalevi Aho . Für die stehenden Ovationen bedankte er sich mit einer artistischen Schlagzeug-Einlage.
Infos zu den weiteren Konzerten (bis 29.8.): www.carinthischersommer.at
Helmut Christian