Petra Schilcher
Sie hat Eva & Adele, Günter Brus und Herbert Brandl, Sonja Gangl und Iris Andraschek, Robert Adrian X oder Christian Ludwig Attersee im Galerienprogramm: Petra Schilcher führt ihr Artelier Contemporary in der Grazer Griesgasse, dessen aktuelle Ausstellung mit dem passenden Titel "…born to be alive" nun gegen Voranmeldung wieder zu besuchen ist, seit 2008 - als Ein-Frau-Unternehmen. Sie hatte zudem mit ihrem früheren Mann Ralph Schilcher von 1985 bis 2015 die Galerie & Edition Artelier betrieben, ehe die Sammlung von rund 1000 Kunstwerken im Wert von zirka einer Million Euro als Schenkung an die Neue Galerie des Universalmuseums Joanneum ging.
Über ihre derzeitige Situation sagt die gebürtige Tirolerin: „Mir geht es wie vielen anderen kleinen Unternehmern auch: Es ist ein Überlebenskampf. Für die Kunst und Kultur ist die Situation ein echter Schock. Und der wahre Umsatzverlust wird sich erst allmählich zeigen. Ich habe die Galerie jetzt wieder aufgemacht, gegen Voranmeldung, weil in meine kleinen Räumlichkeiten nur jeweils zwei, drei Person herein darf. Ob die Leute allerdings jetzt einen Kopf für Kunst und Kultur haben? Für uns Galeristen ist Kunst natürlich ein Lebensmittel, aber für alle anderen?
Prognosen sind derzeit schwierig, aber ich fürchte, dass es nicht nur schlimm, sondern noch schlimmer wird, als alle denken. Ein deutscher Kulturkritiker und Kurator sagte kürzlich, er rechne damit, dass in Deutschland 70 Prozent aller Galerien schließen werden. Ähnliches wird auch hierzulande befürchtet, diese Bedrohung gilt wohl für alle Galerien, außer die ganz Großen mit genügend Rücklagen. Speziell jene, die junge Kunst vertreten, die auf dem Markt noch nicht so verankert ist, werden sich schwertun.
Auch bei den Künstlerinnen und Künstlern selbst trifft es die Kleinen, noch nicht so Etablierten. Mein Traum wäre, diese mit Erfolgen in meinem Artelier mit unterstützen zu können. Darum gebe ich mein Bestes, dass der Betrieb wieder in Gang kommt. Dabei hoffen ich und meine Galeristenkollegen in Graz und der Steiermark auf verstärkte regionale Kunstkäuferschaft, dass sich potenzielle Kunden jetzt weniger nach New York, Berlin oder Wien hin orientieren. Bei uns ist es ja auch möglich, ganz vieles zu bekommen. Das wäre schön für uns und für die von uns vertretenen Künstler, die ja 50 Prozent vom Umsatz bekommen.
Wir wie sie sind jetzt noch mehr abhängig von der Entwicklung der Wirtschaft, von der keine rosigen Signale kommt. Kracht es dort, gehen wir auch nieder. Die Kaufkraft der Kunden schwindet derzeit natürlich. Selbst potente Sammler haben jetzt andere Probleme, wird uns signalisiert. Außerdem fallen auch die wichtigen Messen wie jene in Köln aus.
Und es bräuchte eine potentere Politik, die mit Kunstthemen fundierter umgehen kann. 1000 Euro monatlich, um die Not der Künstlerinnen und Künstler zu lindern, ist schön, aber es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Viele können davon gerade einmal die Miete für ihr Studio bestreiten. Es könnte ganz andere Modelle geben: Zum Beispiel ein Ankaufsbudget, gerecht verteilt über die Galerien in ganz Österreich. Damit wäre den Galeristen und Künstlern gleichermaßen geholfen, und der Staat hätte Gegenwerte im Fundus.
Bei mir und meinem Atelier Contemporary steht alles noch in den Sternen, auch wenn ich das Glück habe, weiterhin Kunst zeigen und hoffentlich verkaufen zu können, die ich will - ich bin schließlich keine Kalenderblattverkäuferin. Ich hoffe jedenfalls, das ich nächstes Jahr noch da bin... Kunst und Kultur sind für uns Lebensmittel, aber für alle anderen in und nach in der Krise? Wir und die von uns vertretenen Künstler hängen direkt von der Wirtschaft und der Kaufkraft der Kunden ab. Ich gebe mein Bestes und hoffe, nächstes Jahr noch da zu sein“.
www.artelier-contemporary.at
Amadeus-Preisträger Josh
"Cordula Grün"-Hitsänger Josh erzählt uns: "Generell ist es derzeit nicht leicht. An manchen Tagen schafft man es zwar, die neu gewonnene Zeit positiv zu sehen, an anderen ist es schmerzhaft daran zu denken, dass ein Konzert noch in weiter Ferne liegt." Und gesteht: "Finanziell ist es ein Fiasko. Mein Team und ich schätzen mit einem Umsatzrückgang von über 80%, dennoch plagen mich im Unterschied zu vielen KollegInnen aber glücklicherweis enoch keine Existenzängste. Derzeit verdiene ich wie viele andre nur Geld, wenn ein Radio-Sender meine Musik spielt bzw. wenn jemand etwas im Download kauft oder streamt."
Josh (neue Single: "Wo bist du?"), der im März mit dem Album "Von Mädchen und Farben" eigentlich auf Österreich-Tournee gewesen wäre, sagt jedoch optimistisch: "Es kommen wieder bessere Zeiten. Bis dahin ist es sehr wichtig, die Kunst nicht ,aushungern' zu lassen. Es braucht vor allem Hilfe für all jene, die keine Ersparnisse haben. Es wird schwierig wieder auf Tour zu fahren, wenn die Hälfte meiner Crew plötzlich Verpflichtungen hätte, weil sie einen anderen Job haben annehmen musste. Aber grundsätzlich glaube ich, es wird irgendwann wieder gut. Die Kunst hat bisher noch keine Krise zerstört, das wird auch in dieser so sein!"
https://schwaiger-music-management.at/artists/josh
Performancekünstlerin Veza Fernandez
Als Tänzerin, Performerin, Choreografin ist die in Spanien geborene Grazerin Veza Fernandez an sich europaweit tätig. „Diese Zeit des Eingesperrtseins“, sagt sie, „versuche ich für Recherche, Reflexion und Introspektion zu nutzen, weil ich nicht tanzen und nicht spielen kann. Also lese ich und bereite viel vor.“ Derzeit lebt sie von Geld aus dem Härtefallfonds und Erspartem, „aber das läuft bald aus, das macht mir auf lange Sicht Sorgen.“
Trotz solcher Existenzfragen denkt sie intensiv über die Nachhaltigkeit der eigenen Tätigkeit nach, und „ich habe mich ausgeruht, weil ich unglaublich müde war. Als Künstlerin produziert man wahnsinnig viel, damit man von der Arbeit leben kann. Vielleicht gilt es also künftig den Fokus anderswo hinzulegen als nur auf reine Produktivität. Künstlerin sein heißt ja nicht nur, sich zu zeigen. Also frage ich mich auch, ob in Zukunft alles so weitergehen wird wie bisher.“
www.veza.at
Alfred Haidacher, künstlerischer Leiter Theater im Keller
Der Spielbetrieb im Grazer Theater im Keller ist stillgelegt, weder Vorstellungen noch Proben sind derzeit möglich. Hilfe von Stadt, Land und Bund sichert zwar, "dass wir alle unsere Verträge mit Schauspielern vorerst erfüllen können", erzählt der künstlerische Leiter LAfred Haidacher. Aber durch die 20-Quadratmeter-Abstandsregel bei Veranstaltungen sei man sehr verunsichert, "weil bei solchen Verordnungen natürlich durchklingt, dass wir noch länger nicht spielen können."
Das Theater, dessen 70-jähriges Bestehen 2021 gefeiert werden soll, ist nur rund 100 Quadratmeter groß – es dürfte derzeit also nur von fünf Leuten gleichzeitig betreten werden. Weder künstlerisch noch finanziell lässt sich so arbeiten, stellt der Theatermacher fest: "Wir hoffen dennoch, ab 1. Juni wieder proben zu dürfen und alle vier für heuer geplanten Produktionen noch zu Premiere zu bringen – wir haben kein einziges Projekt abgesagt, sondern alles auf den Herbst verschoben."Zu befürchten sei allerdings, "dass dann erst die eigentlichen Probleme beginnen. Wie sollen die Schauspieler, die jetzt keinen Job haben, alle Verpflichtungen erfüllen können, wenn dann alle Theater gleichzeitig spielen wollen?"
www.tik-graz.at