Fast jeden Morgen, schwärmt Andrea Berg beim Gespräch in ihrem Domizil, dem Sonnenhof Aspach, fotografiere sie den Sonnenaufgang. Und zwar selbst im Sommer, wenn die ersten Strahlen schon gegen 5 Uhr in der Früh ihr Gesicht erhellen. „Für mich hat dieses Ritual etwas Mutmachendes. Denn die aufgehende Sonne macht mir bewusst, dass auch die dunkelste Zeit irgendwann vorbeigeht.“
Vielleicht ist es höchstens ein bisschen übertrieben, Andrea Berg, geboren vor 58 Jahren in Krefeld und seit mehr als drei Jahrzehnten eine verlässliche und extremst erfolgreiche Größe in der deutschen Schlagerlandschaft, als eine der einflussreichsten Mutmacherinnen der Nation zu bezeichnen. Mit ihren Liedern wolle sie inspirieren, Hoffnung geben und einfach auch den Tag der Menschen ein bisschen verschönern. „Ich bin Schlagersängerin, und jeder kann so tief mit mir gehen, wie er will“, so Berg. „Ich glaube, man spürt gerade auch bei meinem neuen Album wieder, dass meine Lieder wie Gummibärchen für die Seele sind“, sagt Andrea Berg. „Da sind viele leichte, wirklich schöne, tanzbare Schlager zum Flirten dabei, wie ,Sag niemals nie‘ oder ,Das ist nicht fair‘. Aber es gibt auch die ganz ruhigen, auch mal traurigen Momente auf dem Album, wie „Irgendwann ist irgendwann zu spät“. Auch „Du bist der Kompass“ ist für mich eine ganz wichtige Nummer. Und ich höre auch von den Fans, dass sie sich ein Stück weit an diesen Songs festhalten können.“
Der Mann an ihrer Seite
„Du bist der Kompass“ sei das Lied für ihren Uli, sagt Andrea Berg. Ulrich Ferber, Hotelier und Sportmanager, ist seit 21 Jahren der Mann an ihrer Seite. In dem Stück behauptet die Sängerin gar, er sei der Mensch, „an dem ich wirklich alles mag“. Der Kompass, so Berg, „ist in diesem Song nicht das schmetterlingshafte Verliebtsein oder dass man nicht die Hände voneinander lassen kann in der ersten Verliebtheit. Der Kompass bedeutet: Die Hand, die man als frischverliebtes Paar immer hält, auch in der schwierigen Zeit nicht loszulassen. Das ist für mich die wahre und reine Liebe. Das Miteinander-Aushalten und das Miteinander-Durchstehen. Und dann immer noch zu sagen „Wir beide zusammen sind die Mitte und wir finden aus jedem Labyrinth wieder raus“. Es geht darum, jeden Sturm überstehen zu können, weil wir in einer reiferen Liebe angekommen sind. Dazu gehört halt auch, dass man manchmal sagt: ‚Er geht mir so auf den Geist, dass ich ihn auf den Mond schießen könnte‘.“ Sie fühle sich in ihrer Ehe absolut angenommen, sagt Andrea Berg, deren Tochter Lena aus einer früheren Beziehung mittlerweile Mitte zwanzig ist und Wirtschaftspsychologie studiert hat. Das Paar habe sich ein wunderbares Leben aufgebaut und genieße es zunehmend, auch mal etwas lockerer an die Dinge ranzugehen, spontan zum Eisessen in die Stadt zu fahren oder „zwei Bierchen in den Rucksack zu packen und am See zu sitzen.“
„Die Liebe ist einfach unberechenbar“
Aber beunruhigt es den Gatten nicht, wenn Andrea in dem Song „Das ist nicht fair“ über einen Mann singt, „der mir gefährlich werden kann“? Nein, sagt sie, denn auch diese Geschichte über ein Paar, das sich auf Anhieb ineinander verguckt, sei von Uli und ihr inspiriert. „Er stand vor 21 Jahren plötzlich da. Die Botschaft lautet: Die Liebe ist einfach unberechenbar.“ Und zwar müsse die Liebe immer frei sein, aber so weit gehe die Vorstellungskraft der Andrea Berg nicht, dass sie „für ein Abenteuer etwas aufs Spiel setzen würde.“ Sie stellt lachend klar: „Einen erotischen Reiz empfinde ich außerhalb meiner Ehe eher selten.“ Mit den Möglichkeiten, der Phantasie und dem Flirt zu spielen, das sei indes ureigenstes Schlagermaterial. „Ist doch okay, wenn Menschen auf der Tanzfläche ein bisschen baggern möchten.“
Zum Baggern, Schwelgen, Feiern, Tanzen und Nachdenken bekommen die Fans ab Februar 2025 wieder ausgiebig Gelegenheit Dann startet Andrea Berg ihre neue Tournee, sie hat den treffenden Titel „Party, Hits, Emotionen“. Berg: „Ich bin wieder Peter Pan, und wir gehen gemeinsam auf eine große Traumreise. Es wird tiefe Momente geben, es wird die stillen und kleinen Momente geben, es wird natürlich auch große Showmomente geben. Wir wollen das Leben wirklich feiern und den Augenblick genießen.“ Neben den Songs des neuen Albums habe sie natürlich auch alle Superhits dabei.“ Und Peter Pan, das war doch der Junge, der nie erwachsen werden wollte. „Ich liebe diese infantile Naivität, mit der wir in unsere Träume eintauchen und loslassen können“, sagt Andrea Berg. „Je schwieriger die Welt um uns herum ist, desto wichtiger sind die Momente, in denen wir, ohne dabei oberflächlich zu sein, diese Leichtigkeit spüren können. Wir sollen nicht blauäugig durchs Leben gehen, aber die Seele muss sich ab und zu mal ausruhen.“ Und Gummibärchen naschen.
Steffen Rüth