Lange angekündigt, vom Rechnungshof explizit gefordert und seit dem Vorjahr auf Schiene: Kärnten verpasst sich eine Kulturstrategie. Ziel ist es dabei, die Weiterentwicklungsmöglichkeiten des heimischen Kunst- und Kulturbereiches zu identifizieren, Schwerpunkte festzulegen und Alleinstellungsmerkmale noch besser zu nutzen - und das unter größtmöglicher Beteiligung der Bevölkerung. Und die zeigt großes Interesse, wie das erste „Zukunftsforum“ im Juni in Bleiburg zeigte: Über 200 Teilnehmende aus Kunst, Kultur, Politik, Verwaltung sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger beschäftigten sich einen Nachmittag lang mit dem Thema „Vernetzung und Kooperation“ und brachten unter anderem in Arbeitsgruppen ihre Ideen für diesen Themenblock ein. Eine der Stärken der breit aufgestellten Treffen ist die Vielfalt: „Ein Mehrwert hat sich bereits beim ersten Forum herauskristallisiert: Unterschiedlichste Menschen lernen sich kennen und vernetzen sich“, erzählt Brigitte Winkler-Komar, Leiterin der Kulturabteilung.

Nächstes Forum

Fünf Zukunftsforen werden heuer und im kommenden Jahr noch stattfinden, das nächste kommenden Freitag in Spittal an der Drau. Unter dem Motto „Erbe im Wandel – bewahren und entwickeln“ wird es um Brauchtum sowie Erinnerungs- und Baukultur gehen. Und wieder ist das Interesse groß: Rund 170 Anmeldungen sind bisher dafür eingetrudelt - sehr zur Freude von Winkler-Komar, die auch das Prozedere erläutert: Zehn Impulsgeberinnen und -geber, darunter etwa Horst Moser (Bundesobmann des Kärntner Sängerbundes), Silke Thamerl (Kärntner Blasmusikverband), Geraldine Klever (Denkmalamt Kärnten) oder Peter Pirker (Zeithistoriker), werden jeweils drei Minuten referieren. „Wir haben extra einen Gong vom Stadttheater ausgeborgt, damit die Zeit auch eingehalten wird“, erzählt Winkler-Komar lachend. Denn anschließend wird in parallelen Arbeitsgruppen diskutiert, damit es „so interaktiv wie möglich wird“.

Ist-Situation

Im Vorfeld der Foren gab es übrigens eine Bestandsaufnahme der Ist-Situation. Dafür wurden unter anderem Interviews mit Kulturmenschen aus allen Sparten geführt, eine Datenanalyse gemacht und Kick-off-Workshops abgehalten. Begleitet wird der auf zwei Jahre angelegte Prozess von der Münchner Agentur actori, die nach einer Ausschreibung den Zuschlag bekommen hat und der rund 500.000 Euro zur Verfügung stehen.

Nach dem möglichst breiten Austausch in den sechs Zukunftsforen werden im nächsten Schritt Experten, die auf Vorschlag des Kulturgremiums und der Interessensgemeinschaften eingeladen werden, die verschiedenen Fragestellungen vertieft diskutieren und anschließend Maßnahmen definieren: „Bei diesen Maßnahmen stehen die Machbarkeit und Umsetzbarkeit im Vordergrund. Wir müssen Lösungen entwickeln, die mit budgetären Rahmenbedingungen vereinbar sind“, sagt Winkler-Komar. Es gehe also in Zukunft neben „Fair pay“ oder einem niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur auch um die Schaffung von Synergien - schließlich hat das Land ein umfassendes Sparpaket angekündigt, das auch an der Kultur nicht vorbeigehen wird. Und so betonte auch Landeshauptmann Peter Kaiser bei der Eröffnung des ersten Forums: „Wir wollen die Voraussetzungen für ein noch intensiveres Engagement zwischen Wirtschaft, Tourismus sowie Kunst und Kultur schaffen, die mittelfristig zu hochqualitativen Win-Win Situationen führen wird.“