Vor dem Wiener Arbeitsgericht wird derzeit die Kündigung von Sonja Sagmeister verhandelt; sie war langjährige Korrespondentin und Wirtschaftsjournalistin des ORF. Die gebürtige Kärntnerin erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber. Sie habe als ORF-Mitarbeiterin Protest gegen den „Eingriff in die unabhängige Berichterstattung“ eingelegt – und in Folge Benachteiligungen erfahren. So sei die Top-Journalistin ins Archiv „verbannt“ worden, um dort Nachrufe vorzubereiten. Auslöser war laut Sagmeister ein „bestelltes Interview“ im Herbst 2022 mit Wirtschaftsminister Martin Kocher. Der ORF argumentiert die Kündigung mit dem Ignorieren von Fristen und Verwarnungen in Bezug auf Sagmeisters Nebenbeschäftigungen.
Sagmeister selbst berichtete von „arbeitsrechtlichen Schikanen“, Zwangsurlaub und einer Weigerung, sie in der üblichen Dienstplanung zu berücksichtigen – nachdem man ihr deutlich gemacht habe, dass sie „eine rote Linie überschritten“ im TV-Interview mit Kocher, dem sie kritische Fragen stellte, überschritten habe. Die „Einflussnahme“ hatte Sagmeister, die ihre gesetzlich garantierte Unabhängigkeit gefährdet sah, redaktionsintern via „Interventionsprotokoll“ publik gemacht. Den Fernsehzuschauern ist sie auch durch die ORF-„Pressestunde“ bekannt.