Normalerweise gibt es ja kaum etwas Harmloseres als Deutsche Comedy. Normalerweise, denn Luke Mockridge tritt wiederholt zum Gegenbeweis an. Kaum hatte seine Karriere ein bisschen Schwung erhalten, strafte ihn die feministische Zeitschrift „Emma“ schon als „Pascha des Monats“ ab, weil Mockridge die Tradition des sehr schlechten Herrenwitzes aufrechterhalten hatte. Die Schmäh-Auszeichnung empfand er selbst noch als lustig und unbezahlte Werbung.

Als Ex-Freundin Ines Anioli ihn wegen einer versuchten Vergewaltigung an einer nicht namentlich genannten Frau anzeigte, war ihm wohl weniger zum Lachen zumute. Die Ermittlungen wurden eingestellt, aber es gab plötzlich mehrere Frauen, die ihm übergriffiges Verhalten vorwarfen. Es ging ein Sturm durch den Blätterwald, in dem der Comedian einmal als Medienopfer einer Hetzkampagne erschien, einmal als besonders unguter Proponent toxischer Männlichkeit. Mockridge zog sich zurück und erholte sich langsam von den #MeToo-Debatten, demnächst hätte er seine neue Show auf Sat.1 Premiere gehabt.

Scherz über Paralympics

Die ist abgesagt, weil Mockridge in einem Podcast einen beleidigenden Scherz über die Paralympics gemacht hat. Der Sender sah darin einen Affront gegen die eigenen Werte. Auch Liveshows von Mockridge wurden gecancelt. Er ruderte auf sozialen Plattformen mit voller Kraft zurück, die Entschuldigungen nimmt ihm aber, wie es scheint, niemand ab. Dabei hat der Sohn von Bill Mockridge (bekannt geworden als bärtiger Gemütsmensch Erich Schiller aus der „Lindenstraße“) im Grunde ein Genre bedient, für das der deutschsprachige Raum zu sensibel ist. In den USA ist die „Insult Comedy“, die in erster Linie aus Beleidigungen besteht, populär. Bei Luke Mockridge wirkt diese Art Humor schnell wie die Unverschämtheiten eines privilegierten Schnösels. Um die Karriere steht es, wieder einmal, schlecht.