Soup of the day: wine“, steht im Weinlokal von Jacques zu lesen. Und der Besitzer nimmt das durchaus wörtlich: Dass er ein Alkoholproblem hat, hat mittlerweile auch seine Ärztin (Christina Berzaczy) auf den Plan gerufen, die ihm empfiehlt, dringend seinen Weinkonsum einzuschränken. Dass Jacques sich verliebt und plötzlich mit einem alten Lebenstrauma konfrontiert wird, tut seiner Gesundheit dann allerdings so gar nicht gut. Mit der französischen Komödie „Weinprobe für Anfänger“ ist der Theater Sommer Klagenfurt am Donnerstagabend in das 15. Jahr gestartet. Und schon traditionell mögen die Komödien international sein, verankert werden sie mittels real existierender Personen und Plätze in Kärnten: Jacques (liebenswert-kauzig: Jörg Reifmesser) holt sich seinen Rausch gerne bei Vroni im Theatercafé und wenn der Dompfarrer anruft, dann ist Peter Allmaier am anderen Ende der Leitung. Sogar Landeshauptmann Kaiser, der den Theater Sommer eröffnete, fand sich plötzlich in einer Szene wieder, und zwar gemeinsam mit weiteren Besucherinnen und Besuchern als Obdachloser bei einer Weinverkostung.
Überhaupt hat Regisseurin Nici Neiss einige schöne Ideen, etwa eine fiktive Tür, die pantomimisch ständig auf- und zugeht, im Weg steht und dann irgendwann ausgehängt und einem Besucher übergeben wird. Und wenn der halbstarke Kleinkriminelle Steve am Beginn vor der Polizei flieht, dann lässt sie Wilhelm Prainsack (ein passionierter Kletterer) über eine hochhängende Strickleiter aus dem Innenhof des Stadthauses hinaussteigen – heftig beklatscht vom Publikum für diese akrobatische Aktion.
Mit viel Witz geht es flott durch die Komödie, die gerne mit Zweideutigkeiten spielt, dabei aber durchaus eindeutig daherkommt. Das liegt einerseits am Buchhändler Guido (Christian Nisslmüller als Macho mit Herz), der seinen Nachbarn ebenso gerne verkuppeln möchte wie Steve, der mithilfe eines Resozialisierungsprogramms ein Praktikum in der Weinhandlung beginnt – sehr zur Freude der sozial engagierten Jacqueline (Katarina Hartmann). Und ja, Jacques und Jacqueline – da ahnt man schon, wie das ausgehen wird. Davor wird es aber noch dramatisch und berührend. Ein Abend, der in mehrfacher Hinsicht ans Herz geht.